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Centralblatt der Banverwaltung.
Thurm-Aufzüge, der zwischen der zweiten und dritten Plattform, am
13. Juni in Betrieb gesetzt.
Die Einnahmen für den Besuch des Thurmes haben vom 15. Mai
bis 27. August, also in 104 Tagen 3 663 934 Franken betragen; das
sind täglich durchschnittlich 35 230 Franken. Gegenwärtig, wo alle
Aufzüge im Gange sind und die Weltausstellung überhaupt in vollster
Blüthe steht, sind die Thurmeinnahmen wesentlich höher. Der Besuch
der ersten Plattform kostet 2 Franken, der Besuch der zweiten Platt-
form noch 1 Frank, der Besuch der dritten Plattform noch weitere
2 Franken. Nach der Anzahl der verkauften Eintrittskarten läfst
sich die Tages-Einnahme jetzt auf rund 45000 Franken berechnen.
Hiernach steht in Aussicht, dafs die Gesellschaft des Eiffelthurmes
ihren 5 bis 5 l /a Millionen betragenden Antbeil an den Baukosten
schon während der Weltausstellung wiedergewinnen wird. Den
jedenfalls beträchtlichen Betriebskosten können als Einnahme die
Miethen für die vier grofsen Restaurants gegenübergestellt werden.
Eben jetzt macht der Verwaltungsrath der Gesellschaft bekannt, dafs
nach Bescblufs der General-Versammlung vom 20. Juni das dritte
Fünftel des Gesellschafts-Capitals vom 2. September ab mit 100 Franken
auf den Antheilschein von 500 Franken zurückgezahlt wird. Aufser
der Gesellschaft hat die Ausstellungs-Unternehmung, d. i. der Staat
und die Stadt Paris, zu den Kosten des Thurmes IVa Millionen als
verlorenen Beitrag hergegeben. Nach Schlufs der Ausstellung hat
die Gesellschaft noch 20 Jahre das Recht, den Thurm zu betreiben,
ehe er in den Besitz der Stadt Paris übergeht.
2. Die erste Plattform, in 58 m Höhe, enthält einen 2,6 in breiten
überdeckten äufseren Wandelgang von 283 m Längenausdehnung, der
eine umfassende Fernsicht über die Stadt bietet; ebenso ist hier ein
innerer Wandelgang um die grofse Mittelöffnung herum, in die man,
wie in einen nach unten erweiterten riesigen Trichter, gebildet durch
die vier aufsteigenden Thurmständer, hineinsieht. Ferner befinden
sich hier, aufser einigen Verkaufsbuden, die erwähnten vier Restau
rants, deren jedes für reichlich 400 Personen Raum bietet. Keller
und Küche sind unterhalb des Hauptraumes, vom Eisenwerk der
ersten Plattform verdeckt. Die Beleuchtung geschieht mit Gas.
Die zweite Plattform, in 116 m Höhe, ist als volle Platte aus-
gebildet, also ohne mittlere Oeffuung. Sie hat ebenfalls einen 2,6 m
breiten überdeckten, umlaufenden Wandelgang von 150 m Länge, eine
Druckerei, wo die Zeitung Figaro täglich ein kleine» Ausatelkmgs-
blatt erscheinen läfst, in welches die Thurmbesucher ihren Namen
gegen Kauf einer Zeitungsnummer einrücken lassen können. Auch
ein Buffet ist hier, von welchem aus die endlose Reihe der stunden
lang wartenden, nach dem obersten Aufzug bin drängenden Personen
versorgt und aufrecht erhalten wird. Diese Menschenreihe nimmt so
ziemlich den ganzen noch verfügbaren Raum der zweiten Plattform
ein und wird durch ein vielfach gewundenes eisernes Geländer zu
sammengehalten, das sieh selbst bis in den umlaufenden Wandelgang
erstreckt und diesen der Länge nach in der Mitte theilt.
Die dritte Plattform, in 276 m Höhe, bildet, soweit sie den Be
suchern zugänglich gemacht ist, einen geräumigen überdeckten, mit
Fenstern geschlossenen Umgang, wo über 400 Personen Platz finden
können. Umschlossen von diesem Umgang liegen die Zimmer für
wissenschaftliche Zwecke. Auf der Decke dieses Umganges laufen
auf einem Schienengeleis zwei (von einander unabhängige) Strahlen
werfer, von welchen allabendlich Büschel elektrischen Lichtes in die
Stadt geworfen werden. Diese Vorrichtungen sind ähnlich den auf
Kriegsschiffen gebräuchlichen. Die Spiegel haben 0,90 m Durchmesser
und bestehen auB silberbelegtem Glase. Die Lampen haben jede
IOOOO Carcel Leuchtkraft und werden von zwei Dynamos unten im
Südpfeiler versorgt.
Uebei der obersten Plattform bemerkt man zunächst die beiden
mächtigen gekreuzten Gitterträger, an welchen die Rolle des obersten
Aufzuges hängt. Ueber den Gitterträgern erheben sich vier eiserne
Bögen, auf denen die Leuchtthurm-Laterne für ein elektrisches Blick
feuer erster Ordnung ruht, mit blauen, weifsen und rothen Strahlen,
den französischen Nationalfarben. Die Drehung der Laterne geschieht
nicht durch ein Uhrwerk, sondern — hier zum ersten Male — durch
einen Theil des elektrischen Stromes für die Lampe. Letztere hat
10 000 Carcel Leuchtkraft und wird von einer Dynamomaschine unten
im Südpfeilcr versorgt.
XJeber der Leuchtthurm-Laterne endlich, am Fufse des als Flaggen
mast dienenden Blitzableiters, in 300 m Hohe, liegt noch ein oberster
Balcon von 1,60 m Durchmesser. Hier befindet sich, wie die Zeit
schrift La Nature mittheilt, die meteorologische Station des Thurmes
mit ihren Registrir-Instrumenten; Thermometer, Hygrometer, Psychro
meter, Pluviometer, Aktinometer. Die Anemometer geben die wage
rechte und senkrechte Kraft des Windes und seine Richtung an. Das
Registrir-Barometer befindet sich 20 m tiefer in den erwähnten Zim
mern. Einige dieser Instrumente übertragen ihre Angaben auf elek
trischem Wege auf Registrir-Apparate unten im Palast der freien
Künste. Der Wind zeigt sich oben oft sehr viel stärker als unten, z. B.
am 21. Juni oben 14 m, unten blofs 4 m in der Secunde. Gleichwohl
sind Schwankungen des Thurmes kaum und sehr selten zu ver
spüren.
3. Technisch besonders merkwürdig sind die fünf nach drei ver
schiedenen Bauweisen hergestellten Aufzüge. Auch ohne Zeichnungen
läfst sich das Kennzeichnende kurz erläutern. Sämtliche Aufzüge
werden durch Druckwasser getrieben, für welches die eisernen ge
nieteten Behälter auf der zweiten Plattform aufgestellfc sind. Nur
für den obersten Aufzug, zwischen der zweiten und dritten Plattform,
befindet sich der Wasserbehälter auf letzterer.
Die beiden zur ersten Plattform hinaufführenden Aufzüge, einer
im Ostpfeiler, der andere itn Westpfeiler des Thurmes, System
Combaluzier Roux Lepape, sind eine neue Erfindung. Der zwei
geschossige Aufzugwagen wird beiderseits von gegliederten Schub
stangen gefafst, welche den Wagen in der schrägen Richtung des
Pfeilers emporschieben und sich (auf Rollen) in Umhüllungen be
wegen, die ein seitliches Ausweichen der Sehubstangen-Glieder ver
hindern. In einen fortlaufenden Spalt solcher Umhüllung greift ein
Zapfen des Aufzugwagens ein, um von einem Schubstangenglied ge-
fafst zu werden. Die Schubstangenglieder werden durch eine trei
bende Seilscheibe von unten in die aufsteigende Umhüllung hinein
geschoben. Die Drehung der Seilscheibe geschieht durch ein Zahn
rad auf derselben Achse, welches von einer Gallschen Kette getrieben
wird, und die Bewegung dieser Kette erfolgt durch eine mächtige
Wasserpresse. Durch Einschaltung des Zahnrads wird der Weg
der Last (Aufzugswagen) 13 mal so lang als der Weg der Kraft
(Prefskolben). Oben sind für die Sehubstangen-Glieder Rücklauf-
rollen. Da die Spannung des von der zweiten Plattform kommenden
Wassers unten nur 11,5 Atmosphären beträgt, so haben die Prefs
kolben den bedeutenden Durchmesser von lm erhalten; ihr Hub ist
5 m, Der Aufzugwagen nimmt 80 Personen gleichzeitig auf und kann
alle 6—7 Minuten fahren.
Von den zur zweiten Plattform führenden Aufzügen, System
Otis, beginnt der im Nordpfeiler zu ebener Erde, der im Südpfeiler
erst auf der ersten Plattform. Der zweigeschossige Aufzugwagen
wird durch einen umgekehrten Flaschenzug hochgezogen, d. h. durch
einen Flaschenzug, bei welchem die Kraft den kurzen, die Last den
langen Weg beschreibt. Die Kraft müfste also hier sehr viel be
deutender sein als die Last, wenn letztere (der Aufzugwagen) nicht
in einem Schlitten, der stets in entgegengesetzter Richtung läuft, ein
abgestimmtes Gegengewicht fände. Jeder der beiden Blöcke des
Flaschenzugs enthält 6 Rollen; also wirkt die Kraft auf 12 Seile,
während die Last an einem Seile geführt wird, und daher einen
12mal so grofsen Weg beschreibt als die Kraft. Letztere leistet der
Kolben einer Wasserpresse, welcher mit 2 Schubstangen den einen
Flaschenzug-Block fafst. Der Durchmesser des Kolbens ist 95 cm,
sein Hub 11 m. Das eine Zugseil, an welchem der Aufzugwagen
geführt wird, theilt sich in 2mal 2 Kabel, deren jedes Paar das Ge
stell des Aufzugwagens an einer .Seite fafst. Jedes dieser 4 Kabel
würde die Last allein aushalten können. Dennoch hat der Wagen
eine selbstwirkendc Bremsvorrichtung. Er befördert jedesmal 30 Per
sonen und läuft etwas schneller als der Aufzug Combaluzier.
Der Aufzug zwischen der zweiten und dritten Plattform, System
Edoux, ist ein unmittelbarer Wasserkraft-Aufzug mit senkrechter,
sehr sanfter Bewegung. Man hat hier das bei gewöhnlichen Auf
zügen dieser Art meist angewendete Gegengewicht als zweiten Auf-
zugkasten verwerthet und dadurch eine Theilung der Höbe von 160 m
in zwei Hälften von je 80 m gewonnen. Der eine Aufzugkasten
durchläuft immer nur die oberen, der andere immer nur die unteren
80 in auf und nieder. Die Reibungswiderstände werden durch un
mittelbaren Wasserdruck überwunden. Der untere Aufzugkasten
läuft zwischen der zweiten Plattform und einem eingelegten Zwischen
boden, wo umgestiegen wird, der obere Aufzugkasten zwischen diesem
Umsteigeboden und der dritten Plattform. Beide kommen gleich
zeitig an dem Umsteigeboden an. Der Wasserdruck wirkt nur auf
den oberen Aufzugkasten durch zwei Kolbenstangen aus Stahl von
0,32 in Durchmesser. Letztere bewegen sich in zwei genieteten Stahl
blechröhren von 0,38 m Durchmesser, die von der zweiten Plattform
nach dem Umsteigehoden hinaufreichen und die Rolle des bei Haus
aufzügen angewendeten Brunnens vertreten. Auf der oberen Ver
bindung der beiden Kolbenstangen ruht der obere Aufzugkasten. Je
leichter die Kolbenstangen durch Eintauchung beim Sinken des
oberen Aufzugkastens werden, um so mehr Kabelgewicbt läuft über
die oberste Rolle nach der Seite der sinkenden Kolbenstange hin ab.
Die Kabel sind daher auf Ausgleichung des Gewichtsverlustes der
Kolbenstangen bemessen worden und haben dadurch eine solche
Stärke erhalten, dafs sie nur mit 2,13 kg/qmm beansprucht werden.
Trotzdem sind die Aufzugkasten mit selbstwirkenden Fangvorrich
tungen versehen. Der Aufzug Edoux thut dem Andrang gegenüber
was er kann. Er nimmt jedöemal 60 Personen auf und macht stünd
lich 8 Fahrten. Dabei schafft er täglich gegen 4200 Personen auf