JVr. iS.
Centralblatt der Banverwaltuag.
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entsprechender, das Licht durchaus ruhig und die Sicherheit voll
kommen. Am meisten, macht sich das bei grofsen elektrischen
Centralbeleuchtungsanlagcn geltend. Die Anordnung mit vertheilten
Accumulatorenstationen macht die Anlagekosten einer solchen nicht
unerheblich geringer, als dieselben sich für eine Gleichstromanlage
mit unmittelbarem Maschinenbetrieb berechnen, indem die aufserhalb
der Stadtmitte zu legende Maschinenstation nur ungefähr V& so grofs
wird und das Lichtleitungsnetz sich erheblich leichter ergiebt. Accu-
mulatoren werden heut so gebaut, dafs für ihre Lebensdauer gegen
Zahlung einer jährlichen Prämie von 4 pCt, der Anschaffungskosten
eine 10jährige Garantie gegeben wird. Infolge dossen werden auch
die Betriebskosten solcher Centralanlagen so weit erniedrigt, dafs die
Anwendung der vertheilten Accumulatorenstationen es ermöglicht,
den elektrischen Strom um angenähert 15 bis 20 pCt. billiger als
bisher abzugeben.
Der ersten Gesamtsitzung folgten eine Besichtigung der bemerkens-
werthen Entwässerungsanlage der Stadt Karlsruhe, des sog. „Lauf
grabens“ und demnächst das durch zahlreiche Trinksprüche belebte
Festmahl, an das sich ein Gartenfest in dem hierfür überaus reizvoll
erleuchteten Stadtgarten anschlofs.
Nachdem ein grofser Thcil der Festgenossen in den frühen
Morgenstunden des folgenden Tages dem Rheinbade bei Maxau |
einen Besuch abgestattet hatte, trat man in die zweite Gesamt
sitzung ein, die nach Wahl der Stadt Halle zum nächstjährigen
Versammlungsorte und des dort ansässigen Maschinenfabricaaten
Lwowski zum U, Vorsitzenden sowie des um den Verein hochver
dienten Coramercienraths Euler-Kaiserslautern zum Ehrenmitgliede
mit der Erledigung geschäftlicher Angelegenheiten ausgefüllt wurde.
Den Nachmittag widmete man verschiedenen Ausflügen in die gewerb
lichen Anlagen von Karlsruhe.
Vor dem Eintritt in die Geschäfte des dritten Sitzungstages
fand eine erhebende Feier am Denkmale Rodtenbächers, dos
bahnbrechenden Lehrers der Ingenicurwissenschaften an der Karls
ruher technischen Hochschule, itn Hofe dieser Anstalt statt. In der
Sitzung selbst hielt nach Erledigung eines Restes geschäftlicher
Dinge Baurath Bissinger einen Vortrag über die Höhenthalbahn.
Der Redner schildert zunächst in allgemeinen Zügen die geographische
Lage des Höllenthals und seine Gestaltung, giebt sodann in kurzem
Abrifs eino Geschichte der Entwicklung des Verkehrs auf der Höllen-
thalstrafse bis. zur Erbauung der Eisenbahn und schildert dann ein
gehend die Bahn, ihre Bauverhältnisse, die angewendete Zahnstange
sowie die Betriebsmittel und die Betriebsweise. Die Bahn ist eine
vollspurige Bahn untergeordneter Bedeutung, welche die Städte Frei-
bürg und Neustadt verbindet. Sie ist in ihrem unteren Theile eine
gewöhnliche Reibungsbahn mit Steigungen von 25 %•> und Krüm
mungen bis 240 in Halbmesser herab. Dieser Theil der Linie ist
etwa 18- km lang. Dann folgt eine Zahnstangenstrecke von 55 °/oo
Steigung', 7V2 km Länge mit Krümmungen von 240 m Halbmesser,
und hierauf wieder eine Reibungsstrecke von 9 l /s km Länge mit
Steigungen von 16,6 %o und Krümmungen von 300 m Halbmesser.
Die Zahnstange ist eine Leiterzahnstange, aber von einer gegen
über der Riggenbachschen Bauart wesentlich, verbesserten und ver
vollkommnten Einrichtung. Sie ist vom Vortragenden entworfen und
ihm patentirt. Die Züge haben ein gröfstes Gewicht von 1001 aus-
schliefslich Maschine und werden auf der Zahnradstreeke mit 9 km,
auf den Reibungsstrecken von 25 %o mit 20 bis 22 km und auf minder
stark steigenden Strecken mit 30 km Geschwindigkeit gefahren. Die
ganze Strecke von 35 km Länge wird zu Berg in 2 Std. 35 Min., zu
Thal in 2 Std. 20 Min. zurückgelegt, jausschliefslieh der Stationsauf
enthalte. Die Betriebsmittel der Hauptbahn können auf die Bahn
übergehen; die der Bahn eigenen Fahrzeuge sind sämtlich mit Zahn-
radbremee versehen. Die Locomotiven sind für Zahnrad- und
Reibungsradbetrieb eingerichtet und gehen, über die ganze Strecke
hinweg und zwar — eine Neuerung bei Zahnradbahnen — stets an
der Spitze des Zuges, auch bei der Bergfahrt auf der Zahnradrampe.*)
Diesen mit vielem Beifall aufgenommenen Ausführungen folgt als
letzter Vortrag der des Ingenieurs Tobell aus Prag über die Be
dingungen, welchen die Steigerung der Kolbcngeschwindig-
keit, insb esondete bei Wasserhaltungen mit grofsen Teufen,
unterliegt. Der Redner kennzeichnet zunächst die heutige Richtung
des Fortschrittes im Pumpenbau damit, dafs allgemein eine Steigerung
der Arbeitsgeschwindigkeit und somit eine erhöhte Leistung der
Pumpwerke angestrebt werde, wobei er die Nothwendigkeit einer
Vervollkommnung in diesem Sinne, insbesondere für Wasserhaltungen
mit grofsen Teufen, betont. Er erörtert die Gründe, welche die niedere
Grenze der Geschwindigkeit des Ganges bei Maschinen mit langem
Gestänge bedingen, insbesondere die elastischen Schwingungen des
Gestänges und ihre Folgen, deren Verminderung anzustreben sei.
Dann giebt der Redner weitere Bedingungen, für die Steigerung der
Kolbengeschwindigkeit an, bespricht weiterhin die Wirkung der Steuer
organe, die Gesetze der Belastung, Hubbegrenzung und Steuerung
der Ventile, giebt einen Vergleich der neuesten Constructionen mit
selbstthätigen und gesteuerten Ventilen und schliefst seine inter
essanten Erörterungen mit einem Ausblick auf den zu erhoffenden
Fortschritt.
Der Nachmittag des 7. August vereinigte die Festtheilnehmer auf
einer Ausfahrt nach Baden-Baden, während am nächsten Tage ein
Ausflug nach dem Höllenthal und an den Titisee den schönen Ab-
schlufs der festlichen Zusammenkunft bildete,
*) vgl. auch Centralblatt der Bauverwaltung 1887, S. 216.
Vermischtes.
Der Mittheilung über die Errichtung eines monumentalen Lauf-
brunnens auf dem Waidmarkte in Köln fügen wir hinzu, dafs die
Entwürfe in Zeichnungen oder Modellen bestehen können und ohne
Namensnennung einzureichen sind. Das Preisgericht wird gebildet aus
den Herren Director Pabst, Baurath Pflaume, Stadtbaumeister
Stübben, Stadtbaumeister Weyer und dem Vorstand des Ver
schönerungsvereins Eduard Freiherrn v. Oppenheim, sämtlich
in Köln. Der mit dem ersten Preise belohnte Entwurf wird Eigen
thum des Vereins, ohne dafs dieser eine Verpflichtung zu seiner Aus
führung übernimmt. Sollte einem Bewerber der Auftrag zur Her
stellung des Laufbrunnens erthcilt werden, so hat dieser auf
Auszahlung des Bewerbungspreises keinen Anspruch. Die Entwürfe
werden 8 Tage öffentlich ausgestellt.
Wer Besuch der eidgenössischen polytechnischen Schule lu
Zürich Im Unterrichtsjahre 1888/89 bezifferte sich auf 633 rcgel-
■mäfsige Schüler und 359 Zuhörer (solche Studirende, welchen die
Erlaubnifs erthcilt worden ist, einzelne Unterrichtsfächer zu besuchen)
— im ganzen 992 Besucher gegen 970 im Vorjahre. Von den 633
Schülern entfallen auf die Bauschule 20, Ingenieurschule 164,
Mechanisch-technische Schule 192, Chemisch-technische Schule 157,
Forstschule 17, Landwirthschaftliche Schule 39, Culturingemeur-
schule 4 und auf die Schule für Fachlehrer 40. Der gröfsere Theil
der Schüler, im ganzen 372, waren auch in diesem Unterrichtsjahre
Ausländer, 261 derselben Schweizer. Die Ausländer vertheilen sich
auf die verschiedenen Staaten wie folgt: Russische Staaten 106,
Oesterreich-Ungarn 54, Italien 46, Deutschland 41, Rumänien 35,
Nord- und Südamerica 17, Griechenland 15, Frankreich und Holland
je 9,* Bulgarien und die Türkei je 8, Grofsbritannien 7, Dänemark 6,
Schweden 4, Serbien und Luxemburg je 2, Norwegen, Spanien und
Asien je 1. Unter den 359 Zuhörern befanden sich 117 Studirende
der Hochschule Zürich.
Der Besuch der technischen Hochschule ln Darinstadt während
des Studienjahres 1888/89. Die Gesamtzahl der Studirenden und
Hospitanten beträgt am Ende des gegenwärtigen Sommerhalbjahres 324;
davon gehören 193 dem Grofsherzogthum Hessen, 78 dem Königreich
Preufsen, 34 anderen deutschen Staaten und 19 dem Auslände an.
Auf die einzelnen Abtheilungen vertheilen
sich
dieselben
folgender-
mafsen:
« Sludirende Hospitanten Stimme
1) Bauschule
35
17
52
2) Ingenieurschule
26
4
30
3) Maschinenbauschule
46
8
51
4) Chemisch-technische Schule:
Chemiker
17
6
23 l za
Pharmaeeuten
24
12
36 f 50
5) Mathematisch - naturwissenschaftliche
Schule
14
21
35
6) Elektrotechnische Schule
86
8
91
Zusammen . . .
248
76
321
Holzcement-Dficher* Veranlafst durch den in Nr. 27 d. Bl., S. 235
veröffentlichten Auszug aus amtlichen Berichten über die Bewährung
von Holzcement-Dächern sind uns aus unserem Leserkreise einige
Zuschriften zugegangen, deren Inhalt wir im folgenden wiedexgeben.
Die Firma Karl Samuel Haeusler in Hirschberg schreibt,
dafs die Erfindung des Holzcementes und seine Verwendung zur
Dachdeckung in das Jahr 1839 fällt und dafs bereits im Anfang der
vierziger Jahre eine Anzahl derartiger Dächer ausgeführt worden sind.
.Der Stadtbaurath Kimpier in Hirschberg theÜt mit, dafs seit