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Oentralblatt der Bauverwaltung.
Herausgegeben im Ministerium der öffentlichen Arbeiten.
IX* Jahrgang. Berlin, 10. August 1889. ^ 32.
Bedaetiön: SW. Zimmerstrafse 7 Ir - Geschäftsstelle und Annahme der Anzeigen s
W. Wilhelmstrafse 90. Erscheint jeden Sonnabend.
Bezugspreis: Vierteljährlich 3 Mark. Bringerlohn ln Berlin 0,75 Mark; bei Znsen-
dung unter Kreuzband oder durch Postvertrieb 0,75 Mark, nach dem Aaslande 1,30 Mark.
INHALT: Amtliches: Personal - Nachrichten. — Nichtamtliches: Neubau der
medicinischen Klinik für die Universität in Breslau. — Zur Baugeschichte des
Berliner Schlosses. — Kino Sicherheitsvorrichtung für Geleissperrbäumc. — Ilopper-
I’umpenbagger »Libawa* für den Hafen von Libau. — Vermischtes: Verfügung
vom 20. April 18S9 über die Bedingungen, unter weichen junge Leute ohne Roife-
zeagnifs einer neunjährigen Anstalt an den Königlichen technischen Hochschulen als
Studireodc zugclassfin werden können. — Preisbewegung für die Errichtung eines
monumentalen Laufbrunuens in Köln. — Preisbewerbuug um Eutwürfe au einem Ge-
schäftshause der Kaliwerke in Staßfurt. — Kiseubahnfachwiysenschaftliche Vor
lesungen in l’reufsen. — Pläne zum Berliner Zoughanse. — Dr. H. v. Ritgen +• —
F. Martius f. — Baurath E. Hilgers t.
Amtliche Mittheilungen.
Personal-Nachrichten.
Preufoen.
Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht, den Eisen-
baim-Director Wiehert zuin Geheimen Baurath und Vortragenden
Rath im Ministerium der Öffentlichen Arbeiten zu ernennen.
Angestellt sind: der Königliche Regicrungs'Baumeister Karl
Hesse als Land-Bauinspector und technischer Hülfsarbeiter bei der
Königl. Regierung in Frankfurt a./O. und der Koni gl. Regierungs-Bau
meister Deumling als Königl. Kreis-Bauinspector in Kreuzburg O./S.
Dem bisherigen Königlichen Regierungs - Baumeister Robert
Adams in Berlin ist die nachgesuchte Entlassung aus dem Staats
dienste ertheilt worden.
Der Geheime Regierungsi’ath Quensell, Mitglied dev König
lichen Eisenbahndirection in Elberfeld und der Königl. Regierungs-
Baumeister Theodor Cordes in Hannover sind gestorben.
Deutsches Reich.
Seine Majestät der Kaiser haben Allergnädigst geruht, im Namen
des Deutschen Reiohs den Eisenbahn-Bau- und Betriebsinspcctoren
Wachenfeld, Ottmann und Bennegger bei der Verwaltung der
Reichseisenbahnen in Elsafs - Lothringen den Charakter als Bauvath
zu verleihen.
Württemberg.
Seine Königliche Majestät haben vermöge Höchster Entschlicfsung
vom 2. d. M. Gnädigst geruht, den Bahnmeister Schinidberger in
Tuttlingen, den Geometer Frey in Stuttgart, den Bauführer Rut-
hardt, zur Zeit stellvertretender Bahnmeister in Alpirsbach, und die
Maschinentechniker Spindler und Kutzbach in Stuttgart zu tech
nischen Bureauassistenten bei der General-Direction der Staats-Eisen
bahnen zu ernennen.
Das Eisenbahnbauamt Sehiltach wurde unter Zuweisung der noch
rückständigen Geschäfte desselben an das Eisenbahnbetriebsbau-
amt Freudenstadt am 25. Juli d. J. aufgelöst. Der Bau der Echaz-
balin von Reutlingen nach Honau wurde dem Betriebsbauamt Reut
lingen übertragen. Für den Bau der Eisenbahn von Sehiltach nach
Schramberg wurde eine Eiaenbabnbauseetion mit dem Sitz in Sehiltach,
und für den Bau der Eisenbahn von Nagold nach Alteneteig eine
solche mit dem Sitz in Nagold errichtet. Mit den Verrichtungen des
Vorstands der Bausection Sehiltach wurde der Regierungs-Baumeister
Hoffacker, mit den Verrichtungen des Vorstands, der Bausection
Nagold der Regierungs-Baumeister Kübler betraut.
Bremen.
Der Senat bat den Regierungs-Baumeister Eduard Suling zum
Staats-Baumeister ernannt.
Nichtamtlicher Theil.
Redacteure: Otto Sarrazin and Oskar Horsfeld.
Neubau der medicinischen Klinik für die Universität in Breslau.
Den seit dem Jahre 1886 in der Ausführung begriffenen klinischen
Neubauten der Universität Breslau*) wird sich nunmehr auch der
Bau der medicinischen Klinik anreihen. Sie wird ihren Platz neben
den anderen Kliniken an der Uferstrafse erhalten, welche den für
Universitätszwecke erworbenen sog. Max-Garten nach der alten Oder
zu begrenzt. Dem Bauprogramm entsprechend sollen in dem Ge
bäude untergebracht werden:
1. Die stationäre Klinik.
Diese ist nach dem Blockgystem einzurichten und soll enthalten:
a) 100 Betten III. Klasse zu je 10 qm Bettraum, darunter
4 Betten für Kranke der besseren Stände-, neben den gröfseren
Krankensälen sind Tageräume und, so weit erforderlich, Absonde
rungsräume einzurichten,
b) eine Abtheilung für tobsüchtige Krauke.
2. Die Poliklinik mit
a) einem gröfseren poliklinischen Untersuchungszirnmer von un
gefähr 80 qm Grundfläche,
b) zwei Wartezimmern für je 20 bis 30 Männer und Frauen,
c) einer Pförtnerstube ira Erdgeschofs,
d) einem einfenstrigen, mit Verdunkelungseinrichtung versehenen
Zimmer für besondere Untersuchungen,
e) dem nöthigen Ablegeraum für Kleider.
3. An Lehr- und Arbeitszimmern
a) ein HÖrsaal mit 100 Sitzplätzen und mit Vorrichtungen zum
Vorstellen von Kranken,
b) ein kleines Wartezimmer für die vorzustellenden Kranken,
c) drei gröfsere Räume für therapeutische, chemische und mikro
skopische Arbeiten mit ungefähr 6 chemischen und 6 mikroskopischen
Sitzplätzen,
*) vgl. Centralblatt der Bauverwaltung 1887 S- 93 und 1889 S. 62.
d) zwei Cursistenzimmer alt 4 Plätzen für Cursisten der Staats
prüfung,
e) ein Arbeitszimmer für den Director nebst Vorraum,
f) ein Zimmer für die Büchersammlung.
4. An Dienstwohnungen
a) Wohnungen für drei Hulfsärzte zu je einem Zimmer nebst
Schlafraum,
b) ein Zimmer für die Oberschwester,
c) ein Protokollantenzimmer,
d) die Pförtnerwohnung, bestehend aus 2 Stuben, einer Kammer
und Küche.
Das Gebäude zeigt .eine dreitheilige Gruppe. Der mittlere Theil
enthält die Lehrräume, die Räume der Poliklinik sowie die Wohn-
und Dienstzimmer, während die Krankenräume für Männer und
Frauen in die beiden Flügel verwiesen sind. Dieser Anordnung ent
sprechend hat die neue Klinik eine hufeisenförmige Grundrifsform
erhalten. Die Hauptachse der Gebäudegruppe liegt parallel zur
Uferstrafse (siehe den Grundplan Abb. 2). Der Haupteingang ist in
dem nach der Uferstrafse zu gerichteten Vorsprunge des Lehr
gebäudes angeordnet. Er führt in einen kleinen Vorflur, an den
sich ein hallenartiger Mittelflur anscbliefst. An diesem liegen die
Räume der Poliklinik, die Directorzimmer, die Bibliothek und eine
der Assistentenwohnungen. Eine breite, am südlichen Kopfende der
Flurhalle befindliche Treppe stellt die Verbindung mit dem ersten
Stockwerk her, in welchem der Hörsaal, die Arbeitszimmer uüd
Wohnungen für einen Hülfsarzt und die Oberschwester untergebracht
sind. Im Dachgeschofs ist die Wohnung des dritten Hülfsarztes vor
gesehen.
Die Verbindung zwischen dem Lehrgebäude und den beiden
Krankenblöcken wird in sämtlichen Stockwerken durch einen galerie
artigen Flur in Bogenform bewirkt.
Die Krankenblöcke bestehen je aus einem langgestreckten Saal-