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Centralblatt der Baiiverwaltimg.
Herausgegeben im Ministerium der öffentlichen Arbeiten.
IX. Jahrgang. Berlin, 6.
Juli 1889. Nr. 27.
Bedaction: SW. Zlmmerstrafse7 n * Geschäftsstelle and Annahme der Anzeigen:
W. Wilhelmstrafae 90, Erscheint jeden Sonnabend.
Bezugspreis: Vierteljährlich 3 Mark. Bringerlohn in Berlin 0,75 Mark; bei Zusen
dung unter Kreuzband oder durch Postvertrieb 0,75 Mark, nach dem Aaslande 1,30 Mark.
INHALT: Amtliches; Personal-Nachliebten. — Nichtamtliches: Bewahrung von
Holzcement-Dächern. — Zur Bestimmung der Härte der Metalle und über das Mafs
der Härte. — Die Kircbe des heiligen Viucenz in Metz. — Verwendbarkeit einfacher
Schneepfliige. — Vermischtes: Oder-Spree-Canal, — Preisausschreiben zur Er
langung von Skizzen für den Aufbau des Helmes auf dem Nordtburme der Maria-
Magdaleacn- Kircbe in Breslau. — Preisbewerbuug zur Gewinnung tqo Entwürfen
für den Bau zweier Realschulen in St, Gallen. — Ablieferungsfrist der Wett-
bewerbunggentwürfe für den Neubau einer evangelischen Garnisonkirche in Strafs-
burg i. E. — Errichtung eines Elektricit&tswerkes in Königsberg i. Pr. — Technische
Hochschule in Berlin. — Technische Hochschnle in Hannover. — Bücherschau.,
Amtliche Mittheilungen.
Personal-Nachrichten.
Preußen.
Seine Majestät der Kaiser und König haben Allergnädigst ge'
ruht, die Wahl des Professors Jacobsthal zum Rector König
lichen technischen Hochschule in Berlin für Sie Amtsdauer vom
1. Juli 1889 bis dahin 1890 zu bestätigen.
Versetzt sind: die Eisenbahn - Bau* und Betriebsinspectoren
Dr. Bräuler, bisher in Limburg a. d. Lahn, als Vorsteher des bau
technischen Bureaus der Königlichen Eisenbahndirection nach Altona,
und Fliegelskamp, bisher in Oatrowo, als Vorsteher der zum
Königlichen Eisenbahn-Betriebs*Amte Neuwied gehörigen Eisenbahn-
Bauinspection nach Limburg a. d. Lahn.
Zu Königlichen Regierungs-Baumeistern sind ernannt: die Re
gierungs-Bauführer Friedrich Vesper aus Lüdenscheid, Regierungs
bezirk Arnsberg, Mathias Wirtz aus Deutz, Georg Lehners aus
Hannover und Adolf Halfmann aus Elberfeld (Maschinenbaufach).
Dem Eisenbahn-Bau- und Betriebsinspector Seeliger in Münster
ist die nachgesuehte Entlassung aus dem Staatsdienste ertheilt worden.
Der bisherige Königliche Regierungs-Baumeister Fritz Oelaner
in Ottwitz bei Breslau ist aus dem Staatsdienste ausgeschieden.
Der Eisenbahn-Maschineninspector Sobtzick in Eberswalde ist
gestorben.
Sachsen*
Der präd. Regierungs-Baumeister der Section Buchholz des Anna-
berg-Schwarzenberger Bahnbaues, Reinhold Woldemar Christoph,
ist zum etatsmäfsigen Regierungs-Baumeister befördert worden.
Versetzt sind: der etatamäfsige Regierungs-Baumeister beim tech
nischen Hauptbureau Dresden, Christian Heinrich Menzner, in
gleicher Eigenschaft zum Bezirks-Ingenieur-Bureau Chemnitz, der
etatsmäfsige Regierungs - Baumeister beim Sectionsbureau Buchbolz,
Gustav Adolf Hamm, in gleicher Eigenschaft zum Bauhauptbureau
Dresden, der Regierungs-Baumeister des Sectionsbureaus Raschau der
Grünstädtel-Rittersgrüner Bahn, Hermann Richard S che ib e, in gleicher
Eigenschaft zum Sectionsbureau Bautzen beim Bautzen-Königswarthaer
Bahnbau und der Regierungs-Baumeister bei der Betriebsmaschinen
verwaltung in Chemnitz, Karl Eduard Friefsner, zum Regierungs-
Baumeister der Werkstätten-Verwaltung.
Württemberg.
Seine Majestät der König haben vermöge Höchster Eutsehliefsung
vom 20. Juni nachstehende Orden zu verleihen geruht: dem Hofbau-
director v. Egle das Commenthurkreuz des Ordens der Württem
berg. Krone, dem Ober-Baurath Lcibbrand bei der Mmisterial-
abtheilung für den Strafsen- und Wasserbau das Ehren-Ritterkreuz
desselben Ordens, dem Betriebs-Bauinspcctor tit. Baurath Köhler
in. Stuttgart und dem Baurath Rheinhard bei der Oberfinanzkammer
daselbst das Ritterkreuz dieses Ordens, sowie dem Betriebe-Bau-
inspector Riedinger in Mühlacker das Ritterkreuz I. Klasse des
Friedrichsordens.
Ferner haben Se. Majestät unter demselben Tage dem Baurath
Bracher bei der Generaldirection der Staatscisenbahnen den Titel
und Rang eines Ober-Bauraths und dem Abtheilungsingenieur Eber
hardt, Vorstand der Eisenbahnbausection Tuttlingen, sowie dem
Abtheilungsingenieur Veigele, Vorstand der Eisenbahnbausection
Leutkircb, denjenigen eines Bauinspeetors zu verleihen geruht,
Bremen.
Der Senat hat an Stelle des auf sein Ansuchen aus diesem Amte
entlassenen Regierungs-Baumeisters Ernst Schultze dem Regierungs-
Baumeister Friedrich August Louis Denecke commissarisch die dem
Wegbau- und Deichbau-Inapector bisher zugewiesenen Geschäfte
übertragen.
Nichtamtlicher Theil.
Redactelire: Otto Sarrazin und Oskar Hofsfeld.
Bewährung von Holzcement-Dächern,
Auf Veranlassung des Ministers der öffentlichen Arbeiten sind
vor kurzem in allen Regierungs- und Eisenbahndirections-Bezirken.
des preußischen Staates amtliche Erhebungen über die Verbreitung
und die Bewährung von Holzcement-Dächern angestellt worden. Der
zu diesem Zweck angeordneten Berichterstattung lagen gleichlautende
Fragebogen zu Grunde, in welchen die Art und Benutzung des in
Betracht kommenden Gebäudes, das Baujahr, das Verfahren bei der
Eindeckung anzugeben und Auskunft zu ertheilen war, ob sich die
Bedachung vollständig dicht gehalten, auch sonst gut bewährt habe»
ob und in welchem Umfange sich Schäden gezeigt, aus welchen Ur
sachen dieselben entstanden und ob die Ausbesserung leicht und
ohne erhebliche Kosten möglich gewesen. Die Untersuchungen und
Beobachtungen umfassen die Zeit vom ersten Auftreten der Holz*
cement-Dächer in den fünfziger Jahren bis zum Ende des Jahres 1883;
sie haben sich vorzugsweise auf staatliche Bauanlagen, in den Re
gierungsbezirken Breslau und Liegnitz aber auch auf eine grofse
Anzahl von Privatbauten erstreckt.
Das aus den eingegangenen Berichten gewonnene Gesamtnrtheil
ist ein durchaus günstiges. Mit wenigen Ausnahmen haben sich die
Holzcement-Dächer überall gut bewährt und die Vorzüge, welche ihnen
zugeschrieben werden, thatsächlich erkennen lassen. Wo dies aus
nahmsweise nicht der Fall gewesen, da konnte stets nachgewiesen
werden, dafs der Mißerfolg durch schlechte, nachlässige Ausführung
oder durch Verstöfse gegen allgemein anerkannte technische Regeln
verursacht war. Ein Bedenken gegen die Bauweise an sich ist von
keiner Seite erhoben worden.
Es ist ferner ersichtlich, dafs das Holzcement-Dach von Jahr zu
Jahr mehr Boden gewinnt. Die ersten Versuche, ein Dach in zu
sammenhängender Fläche mit mehrfachen Papicrlagen und * einem
harzigen Bindemittel einzudecken, wurden, wie bekannt, in Schlesien
gemacht. Sie knüpfen sich an den Namen des Böttchermeistere
Samuel Häusler in Hirschberg, welcher an der Einführung der
neuen Dachdeckungsart vorzugsweise betheiligt erscheint, wenn auch
die Erfindung ihm nicht allein zuzuschreiben ist, wie J. Manger in
einem Aufsatz der Deutschen Bauzeitung, Jahrgang 1869, näher nach
gewiesen hat.
Als einem der frühesten Beispiele wird von einem im Jahre 1852
in Schmiedeberg erbauten, mit Holzcement eingedecktem Hause be
richtet. Dies Dach hat sich, obwohl mit der starken Neigung von
1 : 5 hergestellt, seither tadellos ohne jeden Schade® erhalten. Zu
weiterer Verbreitung in der Provinz Schlesien gelangte die neue
Bauweise namentlich infolge der grofsen Brände, welche die
Stadt Frankenstein, im Jahre 1858 und die Stadt Goldberg im
Jahre 1863 heimsuchten, und wie sehr sie sich dort in der Gunst