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Centralblatt der Bauverwaltung.
29. Juni 1881.
Ueber den äufseren Verputz
noch einiges zu sagen, würde,
hierüber nöthig zu sein scheint.
mittelalterlicher > Backeteinbauten
bo sehr «ns auch mehr Licht
zu weit führen; aufserdem sind
für uns die Untersuchungsacten
geschlossen.
Hannover.
über diesen Punkt noch nicht
Gr. Schönermark.
Der Neubau der Augen- und Ohrenklinik der Universität in Kiel
Die Unterrichtsräume für die Augen- und Ohrenheilkunde an der
Kieler Universität mit den zugehörigen Krankenzimmern befanden
sich bisher in einem gemieteten Hause. Die Einrichtung genügte
von vornherein nur den inäfsigsten Ansprüchen. Bei der stetigen Zu
nahme der Zahl der Studirenden wie der Kranken wurde der Raum
zu eng; ausgiebige Abhülfe konnte nur durch einen Neuhau ge
schaffen werden.
Als Baustelle stand ein Theil des ehemaligen Sclilofsgartens, in
dem schon eine Anzahl von Universitätsgebäuden Platz gefunden
haben, zur Verfügung. Auf Grund einer im Ministerium der öffent
lichen Arbeiten durch den Geheimen Regierungsrath v. Tiedemann
entworfenen Skizze wurden die Bauzeichnungen und der ausführ
liche Kostenanschlag von dem Kreisbauinspector Baurath Friese und
dem Regierungs-Baumeister Bohnen in Kiel ausgearbeitet. Mit
der Bauausführung, die
denselben Beamten un
terstellt blieb, ist im
August des Jahres 1887
angefangen worden.
Die Uebergabe an den
Betrieb fand im De-
cember 1888 statt.
Das Gebäude ent
hält neben den Ver-
waltungs-, Unterrichts-
und Operations-Räu
men die Zimmer für
40 Kranke; jedoch ist
der Raum für letztere
so reichlich bemessen,
dafs erforderlichenfalls
eine Belegung mit 70
Betten sehr wolil statt
finden kann. Im Hause
wohnen aufser den
Wärtern und Wär
terinnen zwei Hülfs-
arzte. Von wesent
lichem Einflufs auf die
Grundrifsgestaltung
war die Forderung des
leitenden Arztes, dafs die in Gruppen zusammenzulegenden Räume
für die Verwaltung, für den Unterricht, für die Poliklinik und für
die Unterbringung der Kranken je durch gesonderte Eingänge zu
erreichen sein sollten, ohne dafs der Zusammenhang der Räume der
einzelnen Gruppen im Innern dadurch beeinträchtigt würde. Die
Verwaltung ist in dem hochgelegenen Kellergeschosse untergebracht.
Im Erdgescbofs befinden sich in der ans der Abbildung ersichtlichen
Anordnung die Räume für den Unterricht, die Poliklinik und die
Krankenzimmer für Männer mit 14 Betten, im Obergeschofs die
Frauen- und Kinder-Abtlieilung mit 26 Betten, sowie die Wohnungen
der Hülfsärzte. Ein paar trocken nach Süden gelegene Zimmer im
Untergeschofa sind noch für die Unterbringung Genesender ein
gerichtet.
Das Mauerwerk ist aus Backsteinen aufgeführt und aufsen durch
gehende mit vollen, rothen Ziegeln verblendet. Zu Bändern und Ein
fassungen haben aufserdem schwarz glasirte Steine Anwendung ge
funden, und an zwei Seiten ist der Gebäudesockel auf 80 cm Höhe
mit Granit bekleidet. Das Dach ist mit deutschem Schiefer auf
Pappunterlage und Schalung gedeckt.
Das Kellcrgeschofs, die Hauptflure und das Haupt-Treppenhaus
sind ohne Verwendung eiserner Träger überwölbt. Die Flure, der
Hörsaal, die Untersuchungs- und Wartezimmer haben Terrazzo-, die
übrigen Zimmer Holz-Fufsboden erhalten. Die Treppenstufen be
stehen aus Sandstein
mit Eichenholzbelag.
Alle Mauer- und Pfei-
lerecken im Innern
sind durch ungeputzte
Formsteine gesichert.
Die Flure werden
mittels einer Feuer-
Luftheizung, die Zim
mer durch Oefen er
wärmt, die Beleuch
tung erfolgt durch
Gas. Das Gebäude
ist mit Kalt- und
Warmwasserleitung
versehen. Letztere
wird aus einem im
Dachraumc aufgestell
ten Behälter gespeist;
erwärmt wird das
Wasser durch Dampf
von dem Kesselhause
des Wirtschafts
gebäudes der akade
mischen Heilanstalten
dunkelung der Kran
kenzimmer sind an den Fenstern auf der Aufsenaeite stellbare
Holzstab-Vorhänge, an der Innenseite solche aus blauer Leinwand
angebracht.
Die Bauausführungskosten stellen sich einschliefslich der Ent
wässerung und des Traufpflasters im ganzen auf rund 160 000 Mark,
für das Quadratmeter bebauter Grundfläche auf 267 Mark und für das
Cubikmcter umbauten Raumes auf 20,5 Mark.
Schleswig, den 30. Januar 1880. Heidelberg,
Regierungs > und Baurath.
1 Eiugangf. Studireude
2 Ablegczimmer,
3 Augeospiegelzimmer.
4 Mikroskopirzimmer.
5 Eingang zur Poli
klinik.
Ci OhTCuklinik.
7 Theofeiicheu.
8 Wärlcrzimoier.
Erdgescliofs,
Vermischtes.
Zu dem allgemeinen Preisausschreiben fiir den Neuban eiuer
Synagoge in Grofs-Glogau, auf welches in der vorigen Nummer
d. Bl. (S. 225) kurz hingewiesen wurde, liegt das Programm jetzt
vor. Aus dem demselben beigegebenen, vollständigen Plane der Stadt
Glogau erhellt, dafs das Gebäude auf einen dreiseitig von Privat-
grundBtückcn umschlossenen, aber geräumigen Bauplatz in dem süd
östlichen, im Anbau begriffenen Theile der schlesischen Festung mit
der Westfront gegen die Magazinstrafse gestellt werden soll. Das
Programm ist klar und bündig verfafst, vielleicht, dafs über die
Lage des unter A. 5 verlangten Betraumes nähere» hätte bestimmt
werden sollen. Vermuthlich ist mit demselben eine sog. Vorsynagoge
gemeint? Dafs man beabsichtigt, die Trauungen im Haupttempel
raum abzuhalten, und demgemäfs die Anfahrt lediglich zum Haupt
eingange verlangt, ist ein Vorzug des Baugedankens und erleichtert
die Lösung in willkommener Weise. Bezüglich der Wahl des Stiles
wird eine Beschränkung nicht auferlegt, ebensowenig engen weit
gehende baupolizeiliche Bestimmungen die Schaffensfreiheit ein. Auch
die allgemeinen Bedingungen des Preisausschreibens sind durchaus
geeignet, eine rege Betheiligung herbeizuführen; jnur würde sich
empfohlen haben, die zeichnerische Leistung bestimmt zu begrenzen,
anstatt die Anfertigung eines Schaubildes sowie „farbiger Skizzen
für einzelne (?) der äufseren und inneren Architektur“ dem Belieben
der Preisbewerber anheimzustellen.
Versuche mit einer Wand nach Rabitz Patent sind vor kurzem
in der Königlichen Prüfungs - Station für Baumaterialien auf dem
Grundstück der technischen Hochschule in Charlottonburg abge
schlossen worden, welche bezweckten darzuthun, dafs eine solche
Wand nicht allein einen unter ihr liegenden Bautheil nicht belastet,
sondern sogar imstande ißt, vermöge ihrer Spannung einen Balken
nach oben durchzubiegen und, von ihm gelöst, sich selbst frei zu
tragen.
Die Wand wurde in der aus umstehender Abbildung ersicht
lichen Weise ausgeführt, und zwar wurden starke, in das den Rabitz-
Wänden eigentümliche Drahtgeflecht eingreifende Haken zuerst
oben und unten, daun nach den Seiten hin in den Holzrahmen ein
getrieben. Dabei wurde mit Hülfe des auf der Abbildung ange
deuteten Fühlhebels eine durch die Spannung des Gewebes bewirkte
Durchbiegung der unteren Schwelle um 34,5 mm nach oben festgestellt.
Nach 7 Tagen wurde das Gewebe mit Rabitz-Patent-Mörtel ausgetragen
und 12 Tage lang der Einwirkung der Witterung überlassen, ohne
dafs sich ein Herabgehen der Spannung gezeigt hätte. Darauf wurde
der Mörtel oberhalb der Schwelle heraus geschlagen und das Ge-