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Volume H. 11/12

Full text: Berliner Architekturwelt (Public Domain) Issue21.1919 (Public Domain)

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| DIES UND DAS 
An unsere Leser. 
Die wirtschaftlichen Zustände, in die uns der unglückliche Ausgang des Krieges 
geworfen, lassen nicht nur für den Augenblick keine irgendwie erhebliche bauliche Tätig 
keit zu, sondern geben auch nicht einmal mehr die Aussicht, daß eine solche in den 
nächsten Jahren wieder zu erwarten sein werde* Unter diesen Umständen haben wir 
uns schweren Herzens der Einsicht nicht länger verschließen können, daß die Fortführung 
unserer Zeitschrift, deren Sonderprogramm sich nun durch zwanzig Jahre der wachsenden 
Aufmerksamkeit der Fachgenossen zu erfreuen hatte, nicht mehr möglich ist. Von Berliner 
Neubauten und neuen Bauten Berliner Architekten können wir leider nichts mehr bringen, 
da der Nachwuchs an Werken ausbleiben muß. Dazu auch haben sich die buchgewerb 
lichen Verhältnisse derart verschlechtert, daß der Verlag aus Mangel an Papier genötigt 
ist, sich mit der Herausgabe einer Architekturzeitschrift zu begnügen; dies konnten 
wegen ihres weitergesteckten Programms nur „Wasmuths Monatshefte für Baukunst“ sein, 
mit denen wir daher von jetzt ab die vorliegende Zeitschrift zu verschmelzen gedenken. 
Indem wir daher unseren Beziehern für den uns so lange und freundlich entgegengebrachten 
Anteil an unserem Wirken an dieser Stelle unseren aufrichtigsten und lebhaftesten Dank 
sagen, nehmen wir mit dem Wunsche von ihnen Abschied* daß sie ihre Gunst nunmehr 
den Monatsheften übertragen mögen. Uns allen aber wünschen wir, daß wir trotz des 
Dunkels, das über Deutschlands Zukunft liegt, noch die Tage erleben mögen, in denen 
Berliner Bauten und Berliner Architekten wieder den Inhalt einer besonderen Zeitschrift 
bilden können! 
Für Schriftleitung und Verlag: 
Hans Schliepmann. 
NACHRICHTEN ÜBER PERSONEN. 
Am 14. April wurde FRITZ GOTTLOB von tük- 
kischer Krankheit im 59. Lebensjahre und noch in 
bester Manneskraft dahingerafft. Galt er auch nicht 
als einer unserer ersten Baukünstler, so überragten 
seine Werke, von denen wir ja auch in unserer Zeit 
schrift verschiedene, namentlich Kirchenbauten, ver 
öffentlicht haben, doch erheblich das Durchschnitts* 
maß. Aber man muß ihm einen anderen, einen sel 
teneren Ruhm lassen: er war ein Poet, ein echt deutscher 
Poet, der, entflammt von der Herrlichkeit norddeutscher 
mittelalterlicher Architektur, nicht müde wurde, deren 
Schönheit und Vielgestaltigkeit in' immer neuen ge 
zeichneten — Märchen wiederzugeben. Unfehlbar war 
sein Zeichenstift in diesen romantischen Blättern, voll 
echter Stimmung waren die Farben auf den Bildern, mit 
denen er so häufig die Kunstausstellungen beschickte, 
unerschöpflich seine Phantasie auf diesem seinem ur 
eigensten Gebiete. Und er versank dabei nicht in 
unpraktische Träume; neben seiner praktischen Tätig 
keit und noch während des Krieges, wo er als Haupt 
mann gerade seiner vielfachen Anstelligkeit wegen 
mit den verschiedensten Aufträgen - von der Herres- 
leitung, zunächst in Halbasien, später in Berlin betraut 
wurde, entstanden jene Blätter, die den verschiedensten 
Fachblättern zur Zierde gereichten; hinter dem Reiß 
brett fand er im glücklichsten Familienkreise, er selbst 
ein wundervoller Mensch, seine Erholung* Wer ihn 
persönlich gekannt hat, muß ihm das herzlichste An 
gedenken, die Bewunderung eines gleichenlosen Fleißes 
und eines fleckenlosesten idealen Strebens bewahren. 
Eine .Ausstellung zahlreicher Aquarelle von seinen 
bis nach Tiflis ausgedehnten Kriegsreisen, die dem 
nächst bei Wertheim eröffnet werden soll, wird ihn 
auch weiteren Kreisen unvergeßlich machen. 
Zu Mitgliedern der Akademie des Bauwesens wurden 
die Architekten ALBERT GESSNER, PAUL MEBES 
und Prof. BRUNO MÖHRING ernannt; man wird 
gerade in diesen Berufungen ein erfreulichstes Zeichen 
einer zeitgemäßen Blutverjüngung dieser unserer vor 
nehmsten sachlichen Körperschaft erblicken dürfen. 
Eine ebenso erfreuliche Nachricht ist es, daß das 
Kultusministerium einen praktischen Versuch zu einer 
neuen baukünstlerischen Lehrmethode unternommen 
hat, indem es beschloß, in Potsdam ein Meisteratelier 
für Architektur auf der Grundlage der Arbeitsgemein 
schaft zu errichten. Da auch noch HANS POELZIG, 
der so vielversprechende Architekt, mit dem Lehr 
auftrag betraut wurde, kann man von der neuen Ein 
richtung die allerbesten Erfolge erhoffen. 
Der Architekienverein hat für sein neues Vereins 
jahr zum 1. Vorsitzenden den Ministerial- und Ober 
baudirektor DONNER, zum 2. Vorsitzenden den Bau 
rat KÖRTE, zum Schatzmeister den Baurat MICHAE 
LIS, zu Schriftführern den Baurat HERRMANN und 
den Reg.-Baumeister BARDOW erwählt. 
Der Dezernent für Kirchenbauten im Ministerium der 
öffentlichen Arbeiten Geh. ßaurat ARTHUR KICKTON 
ist zum Geheimen Oberbaurat und der bisherige «bau 
technische ständige Hilfsarbeiter“ des Reichsbankdirek 
toriums, Reg.- und Säurst Dr.-Ing. NITZE, ist zum 
Reichsbankbaudirektor ernannt worden. Ganz also ent 
behren die Tüchtigen und beide Beamte sind von 
besonderer künstlerischer Begabung — doch auch unter 
der neuen Regierung noch nicht des äußeren Zeichens 
der Anerkennung ihrer Verdienste um den Staat. 
Geheimrat Dr.-Ing. Hermann MUTHESIUS wurde 
mit Peter Jessen zusammen zum Ehrenmitglied des 
Berliner Kunstgewerbevercins ernannt. 
Abgeschlossen am 10. 5. 20. H. S. 
Verantw. f. d. Schriftleitung: Günther Wasmuth, Berlin, Verlag v. Emst Wasmuth A.-Q., Berlin W., Markgrafenstr.31 
Gedruckt bei Herrostf ft Ziemsen, G. m. b. H.. Wittenberp^Qz. Halle), Klischees von Fritz Hellmann, Berlin
	        
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