Der PincentiusPerein als Pfadfinder
der Charitas.
e Geschichte des Vincenz-Vereins ist die jenes Senfkörnleins,
das, klein und unscheinbar in die Erde gesenkt, Wurzeln
schlug und zu einer Pflanze und einem Baume wurde,
in dessen wohlthätigem Schatten Tausende wohnen. In der Welt—
stadt Paris, in einem ärmlichen Zimmer des Quartier latin, war
im Mai 1833 dieser Verein ins Leben getreten, durch Vereinigung
von acht unbemittelten Studenten; der hervorragendste unter
diesen hieß Oza nam; ihn nennt man gewöhnlich den Gründer
des Vincenz-Vereins. Schwer war den hochbegeisterten jungen
Männern der Vorwurf ihrer religions- und kirchenfeindlichen
Gegner aufs Herz gefallen, die da sagten: „Ihr erinnert uns
an die Werke des Christenthums; ihr habt Recht, wenn ihr von
der Vergangenheit sprecht; das Christenthum hat ehemals Wunder
gewirkt; aber jetzt ist diese Lehre todt; was thut ihr denn, die
ihr euch rühmet, Katholiken zu sein? Wo sind die Werke,
welche euern Glauben zeigen, und welche uns zu dessen Hoch—
achtung und Annahme bestimmen können?“ Vielleicht hatten die
Gegner Recht und ihr Vorwurf mag mehr oder weniger verdient
gewesen sein. Für Ozanam und seine jungen Freunde aber ward
dieser Tadel eine Aufmunterung, eine Anregung zu einem der
bedeutsamsten Werke christlicher Nächstenliebe. „Wohlan denn“,
sagten sie, „ans Werk! Unsere Thaten sollen mit unserem
Glauben übereinstimmen.“ Sie wollten ihren Glauben bekennen
und ihren Gott lieben durch die Ausübung der Werke der Nächsten—
liebe; nicht bloß ihre eigenen Seelen sollten brennen vor Gottes—