Themen Bestandserhaltung
980 Bibliotheksdienst 46. Jg. (2012), H. 12
ten wird. Gerade kleinere Einrichtungen ohne Restaurator/-innen sehen an dieser
Stelle großen Bedarf. Obwohl festzustellen war, dass die meisten mitgebrachten
Medien einer Bearbeitung von Experten ausschließlich aus dem Bereich Restau-
rierung bedurften, sind oftmals auch präventive Maßnahmen eine gute Vorbeu-
gung vor Schäden oder verlängern zumindest deutlich die „Lebenserwartung“
der Medien. Beispielsweise Akten, bei denen nach dem Zugang ins Archiv sofort
alle Büroklammern und Folien entfernt werden sollten und denen anschließend
eine optimale Lagerung gewährt werden sollte, was allerdings gerade in kleine-
ren Einrichtungen durch knappe räumliche und personelle Kapazitäten erschwert
wird.
Am Ende des Workshops konnte man ableiten, dass die meisten Objekte in die
Hände von Fachleuten, sprich Restaurator/-innen gegeben werden müssten, um
den Schaden effektiv einzudämmen. Die finanziellen Schwierigkeiten in den meis-
ten Einrichtungen machen aber genau dies viel zu oft unmöglich.
AV-Forum 2012: Zeitbomben Nitro- und Acetatfilme
Ein Workshop richtete sein Augenmerk bewusst auf ein nicht-Papier-Medium, das
in Archiven und Bibliotheken ebenfalls „Sorgenkind“ der Bestandserhaltung ist.
Das Bundesarchiv hat ca. 80.000 Filmrollen, und so war Egbert Koppe als zustän-
diger Referatsleiter in dieser Einrichtung als Referent bestens geeignet, den Teil-
nehmern praxisnahe Informationen und Einblicke zu geben.
Egbert Koppe veranschaulichte seine Ausführungen durch viele Beispielfotos, z.B.
ein Bild nach der Explosion eines Nitrofilmlagers, Explosionsursache war der Kon-
takt zwischen Film und Metallregal, er zeigte Anschauungsmaterial und Kurzfilme.
Erläutert wurden die Verwendungszeiträume beider Filmarten und die Format-
kriterien des Kinefilms. Danach erläuterte Koppe die verschiedenen Testverfah-
ren zur Identifikation der diversen Materialarten, z.B. Verfilmungskennzeichnung
(Datum), Brenntest (Entflammbarkeit mittels kleinem Testplättchen), Schwimm-
test (Plättchen Nitratfilm sinkt, Acetatfilm schwimmt oben), Fluoreszenztest (nur
eingeschränkt nutzbar da UV-Filmgerät benötigt wird). Es gibt eine gängige Kenn-
zeichnung zur Unterscheidung von Filmarten, z.B. die Randkerbung für Nitro- und
Acetatfilme. Leider kommt es oft vor, daß falsche Markierungen vorhanden sind,
daher sollte man bei jedem Film, den man nicht selbst gekennzeichnet hat, miss-
trauisch und vorsichtig sein.
Sowohl der Nitro- als auch der Acetatfilm sind zersetzungsgefährdet, sobald sie
kleineren Abweichungen von den optimalen Lagerungsbedingungen ausgesetzt
sind.