Themen Erwerbung
616 Bibliotheksdienst 46. Jg. (2012), H. 7
der „Erklärung der Bundesregierung, der Länder und der kommunalen Spitzen-
verbände ...“ vom 9.12.1999 anzuschließen, so wie es unter Punkt IV dieser Erklä-
rung gewünscht wird:
Privatrechtlich organisierte Einrichtungen und Privatpersonen werden auf-
gefordert, sich den niedergelegten Grundsätzen und Verfahrensweisen gleichfalls
anzuschließen.24
Auf verschiedene, weitere Probleme, die im NS-Raubgut-Zusammenhang häufig
genannt werden, wie etwa fehlende Personalressourcen gerade bei kleineren
Institutionen und Firmen oder die unterschiedlichen Voraussetzungen für Anti-
quariate einerseits, die in der Regel als Eigentümer ihrer Ware agieren, gegenüber
Auktionshäusern andererseits, die zumeist als Kommissionäre ihrer Einlieferer auf-
treten, kann im vorliegenden Beitrag nur hingewiesen werden.
3.2 Thesen
Anknüpfend an den vorhergehenden Versuch, die Situation der aktuellen, anti-
quarischen Erwerbung hinsichtlich der NS-Raubgut-Zusammenhänge darzustel-
len, und angesichts der damit verbundenen Probleme werden die folgenden The-
sen formuliert:
1. In der Theoriediskussion bzw. in den bibliothekarischen Publikationen
zu Fragen des Umgangs mit NS-Raubgut wird der Aspekt der aktuellen,
antiquarischen Erwerbung häufig übersehen.
2. Dieser Aspekt verdient aber Beachtung, weil auf dem Weg der antiquarischen
Erwerbung sonst zweifelhafte Bestände in unsere Sammlungen gelangen,
deren spätere Identifizierung schwieriger ist als im Moment der Vorarbeiten
für die Erwerbung selbst.
3. Die moralische Verpflichtung vom nationalsozialistischen Regime
begangenes Unrecht durch Restitution zu mildern, darf bei allem
gebotenen Sparwillen bzw. trotz der grundsätzlichen Beachtung der
üblichen Haushaltsgrundsätze nicht in Frage gestellt werden.
24 Erklärung der Bundesregierung, der Länder und der kommunalen Spitzenverbände
zur Auffindung und zur Rückgabe NS-verfolgungsbedingt entzogenen Kulturgutes,
insbesondere aus jüdischem Besitz vom 14. Dezember 1999. Abgedruckt in Bibliotheks-
dienst 34 (2000), Heft 1, S. 7–10 und in: Rechtsvorschriften für die Bibliotheksarbeit /
[erarb. von einer Arbeitsgruppe der Rechtskommission des Deutschen Bibliotheks-
verband e.V. (dbv). Verantwortl. Red.: Harald Müller]. 5., überarb. und erw. Aufl., Stand:
Januar 2009. Wiesbaden, 2009 (Bibliotheksrecht 3), S. 9–11., sowie online unter
http://www.kmk.org/fileadmin/veroeffentlichungen_beschluesse/1999
/1999_12_09-Auffindung-Rueckgabe-Kulturgutes.pdf (Teil IV) [25.05.2012].
Die Nachricht über die erfreuliche Entscheidung des VDA erhielt der Verfasser
durch Eberhard Köstler (Tutzing) am Tag der Abgabe des Manuskripts.