Themen Digitale Bibliothek
580 Bibliotheksdienst 46. Jg. (2012), H. 7
puter Club, vorsichtig: „Verschlüsselungstechnologien können nur helfen, wenn
sie mit gleichem Recht und überhaupt durch das Netz geleitet werden.“ Klar ist,
dass die Leitungen reguliert werden können, sodass einige Daten schneller über-
mittelt werden als andere. Die Diskussion um die Vorratsspeicherung ist müßig
vor dem Hintergrund, dass Mechanismen für eine Überwachung im und durch das
Internet längst Realität sind. Wesentlich sind eine proaktive Kommunikation der
Risiken, die bei der Internet-Nutzung entstehen sowie die Schaffung eines ent-
sprechenden Bewusstseins. Allein den Zugang zum Internet schaffen, reicht nicht
aus.
Auch die Diskussion des zweiten Panels, an dem Vertreter von Organisationen
aus der Netzpolitik in Deutschland teilnahmen wie PolitCamp e.V., D64-Zentrum
für Digitalen Fortschritt, Digitale Gesellschaft oder cnetz – Verein für Netzpolitik,
machte deutlich, dass es in den Diskussionen um das Internet nicht mehr um tech-
nische Entwicklungen geht, sondern um Themen der gesellschaftlichen Verant-
wortung des Internets. Die größere Freiheit, die das Internet bietet, bedingt ein
Mehr an Verantwortung. Die Herausforderung besteht darin, die Bürgerinnen und
Bürger nicht nur in die Lage zu versetzen, durch technische und andere Voraus-
setzungen das Internet nutzen zu können, sondern darin, sowohl seine Vorteile zu
erkennen als auch von seinen Gefahren zu wissen – kurz, Informationskompetenz
zu vermitteln. Wie wichtig dies ist, zeigte sich in einer weiteren Diskussionsrun-
de, die Jugendliche aus verschiedenen Jugendorganisationen in Deutschland zu
Wort kommen ließ. Sie hatten bereits am Vortag an einem ersten Jugend-IGF teil-
genommen und über Urheberrechte, Datenschutz und das Vergessen im Internet
(bzw. das Niemals-Vergessen des Internet) diskutiert. So eindrucksvoll das selbst-
bewusste Auftreten der Vertreter dieser Generation war, so erschreckend waren
auch ihre Naivität und ihre Unkenntnis dem Medium Internet gegenüber und ihr
Unwillen, ihre selbstverständliche Akzeptanz der Angebote des Internets zu re-
flektieren – in der Annahme, dass freizügig eingereichte Informationen über you-
tube oder facebook schon nicht missbraucht würden. Auch für diese Zielgruppe,
die häufig als die versierteste Nutzergruppe von Internet-Angeboten betrachtet
wird, können Bibliotheken, was Informationskompetenz betrifft, noch sehr viel
tun.
Was sind nun die Anregungen, die aus Berlin nach Baku getragen werden sollen?
1. Vor der Einführung neuer Technologien soll die Kompatibilität zwischen
Interessen von Privatwirtschaft und Staaten zur Wahrung der Menschen-
rechte sichergestellt werden.
2. Freiheit und Sicherheit im Internet sind keine Gegensätze und sollen nicht
gegeneinander ausgespielt werden.