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822 Bibliotheksdienst 45. Jg. (2011), H. 10
3. Beschaffungs-Verhältnis „Fernleih-Lieferung zu Eigen-Kauf“
Was selten ausgesprochen wird: inzwischen hat sich bei der Monografien-Beschaf-
fung das Verhältnis „Fernleih-Lieferung zu Eigenkauf“ gegenüber den Verhältnissen
vor dem E-Journal-Ausbau deutlich gewandelt. Abb. 3 zeigt die Entwicklung.
Hinweis 1: Kaufbände für die Lehrbuchsammlung (LBS) sind hierbei ausdrücklich
ausgespart, da Lehrbücher – de jure – von der Fernleihe ausgeschlossen sind und
zudem immer wieder einmal gezielten Sonderfinanzierungen unterliegen. Die
vorliegende Auswertung konzentriert sich bewusst auf die laufende Grundversor-
gung mit fernleihrelevanter Forschungsliteratur.
Hinweis 2: Genaugenommen sind alle in Abb. 3 dargestellten Werte um 10% zu
niedrig: das Diagramm zeigt nur die als Buch erledigten Fernleih-Aufträge (Bestell-
zettel oder Online-Anforderungen). Es ist aber bekannt, dass zu jedem erledigten
Bestell-Auftrag im Durchschnitt 1,1 gelieferte Bände gehören. Der Zahlenwert der
tatsächlich per Fernleihe gelieferten Bände je Kauf-Band ist demnach im Schnitt
um 10% höher als hier durch die Linien wiedergegeben.
Hier wird der Unterschied zwischen Bibliotheksalltag in den alten Bundesländern
und Aufbausituation in den neuen Bundesländern besonders augenfällig:
Die Universitätsbibliotheken der neuen Bundesländer weisen trotz Verdoppelung
ihrer FL-Abhängigkeit in den E-Journal-Jahren immer noch nicht mehr als ein Fern-
leihbuch je zwei Kaufbände auf.
In den alten Bundesländern kennen ihre 1-schichtigen Schwestern solche Werte nur
aus der Vergangenheit. Mit einem von 0,3 auf 2,4 gestiegenen Verhältniswert sind
sie heute 8-mal stärker auf die Monografien-Fernleihe angewiesen als 1990, der
Hauptanstieg fällt mit den E-Journal-Jahren zusammen. Die 2-schichtigen Univer-
sitätsbibliotheken liegen schon immer leicht über dem Gleichstandswert (= 1,0).
Während der E-Journal-Jahre verschiebt sich der Verhältniswert etwas nach oben
zu drei Fernleihbüchern je zwei Kaufbände.
Hinweis 3: die Entwicklungslinie der 2-Schicht-Universitätsbibliotheken in Abb. 3 ge-
hört „eigentlich“ um einen unbekannten und möglicherweise über die Jahre sich
ändernden Faktor nach unten verschoben, da hierbei gezwungenermaßen Äpfel
mit Birnen verglichen werden: nämlich Fernleih-Buchlieferungen für die Gesamt-
Uni mit den Kaufband-Teilwerten nur der zentralen Universitätsbibliothek (= ohne
dezentrale Fachbibliotheken). Das gilt analog auch für die zugehörigen Länder-
diagramme im Anhang!
Wie im 2. Teil, in Abb. 9, noch gezeigt wird, stieg an 2-Schicht-Systemen im Laufe
des E-Journal-Ausbaus der Universitätsbibliotheksanteil an den UNI-Gesamter-
werbungsausgaben von ehedem rund 50% auf rund 70% heute.
Nachdem in Abb. 1 (Pro-Kopf-ZSS-Abonnements) für die alten Bundesländer zwar
der Abstand, nicht aber das Verhältnis zwischen 1- und 2-Schicht-Entwicklungs-