Bestandserhaltung Themen
Bibliotheksdienst 45. Jg. (2011), H. 7 609
Zeitungen auf Mikrofilm – Dauerhaftigkeit in der „Nische“
Die Fachtagung 2011 des Mikrofilmarchivs der
deutschsprachigen Presse
Harald Bader, Ulrich Hagenah
Die Fachtagung des Mikrofilmarchivs 2011 fand im Stadtarchiv Rheine statt. Im
Zentrum stand die veränderte, aber nicht obsolet gewordene Rolle des analogen
Mediums Mikrofilm in einer sich technisch rasant verändernden Archiv- und Bib-
liothekslandschaft. Tenor war, dass unter Kosten- und Langzeitgesichtspunkten
der Informations-Archivierung der Film noch immer im Vorteil ist, auch wenn die
heutigen Benutzungsanforderungen in Richtung digitaler Zeitungssammlungen
gehen. Diese haben derzeit noch, verglichen mit den seit den 1950er Jahren auf-
gebauten Beständen an verfilmter Presse, quantitativ geringen Umfang. Speziell
in Deutschland kommt mangels einer nationalen Strategie und Koordinationsin-
stanz eine öffentliche Förderung der Zeitungsdigitalisierung nur schwer in Gang.
Die Tagung beleuchtete auch die graduell unterschiedliche Ausrichtung des Bi-
bliotheks- und Archivsektors in Fragen der Digitalisierung und der Archivierungs-
notwendigkeiten.
Zuerst sprach Dr. Sebastian Barteleit, Leiter des Referats Bestandserhaltung am
Bundesarchiv Berlin, über „Die Rolle des Mikrofilms in der digitalen Welt“. Er skiz-
zierte zu Beginn die Probleme des „digitalen schwarzen Loches“: die genuine Un-
sicherheit digitaler Daten, die zwingend gegebenen Migrationszyklen und die
zentrale Herausforderung, die logischen Strukturen digitaler Objekte zu konser-
vieren. Das ist kostspielig, energieintensiv und bindet u.a. personelle Ressourcen.
Wegen der steigenden Datenmengen entsteht trotz sinkender Speicherkosten
ein Mengenproblem. Für Archive ist deshalb die Sicherung digitaler Bestände
durch Ausbelichtung in redigitalisierbarer Form auf Mikrofilm eine wichtige, vor
allem wirtschaftliche Handlungsoption. Allerdings ist die Marktentwicklung für
diese Dienstleistung derzeit noch sehr unsicher.
Bereits um 1980 wurde besonders bei Versicherungen und Banken (gesetzliche
Aufbewahrungsfristen) die Datensicherung auf Film erörtert (computer output
on microfilm), damals allerdings noch mit einem vergleichsweise engen Daten-
begriff. Der heutige weite Informationsbegriff stellt an Archive und Bibliotheken
hohe Anforderungen. Zu leisten ist mit der derzeit auf dem Markt verfügbaren
Technik aber nur die Archivierung grafischer Daten, Bilder und Texte. Daher gibt
es Pilotprojekte, digitale Daten als Bits (Barcode) auf Film zu belichten, aus denen
ein Scanner wieder Dateien erzeugen kann. Allerdings stellt sich auch hier die
Platzfrage. Zudem ist diese Form der Sicherung nicht für den Benutzungsbetrieb
geeignet. Auch bleibt die Frage nach der Formatentwicklung, die nicht mit einer
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