Betriebsorganisation Themen
Bibliotheksdienst 45. Jg. (2011), H. 1 49
auch dann, wenn sie unabhängig von externen Einflussfaktoren zwischen ver-
schiedenen Systemen wählen kann, einen genaueren Blick auf die hier vorgestell-
ten Konzepte eines Qualitätsmanagements und ihre konkreten Wirkungen in der
Bibliothek werfen.
Im Vergleich mit den anderen Systemen scheinen die AKMB-Standards häufig
nicht allzu überragend abzuschneiden. Sie sind allerdings, lässt man Audit und
Zertifizierung beiseite, letztlich nicht unbedingt als vollständiges Qualitätsma-
nagementsystem zu verstehen. Unter Berücksichtigung der etwa im Personalbe-
reich besonderen Rahmenbedingungen, die in Kunst- und Museumsbibliotheken
häufig gegeben sind, stellen die Standards eine durchaus sinnvolle Möglichkeit
dar, die Qualität der Bibliotheksarbeit regelmäßig zu überprüfen. Ein sehr kleines
Bibliotheksteam wäre mit der Implementierung eines vollständigen Qualitätsma-
nagements klar überfordert, womit eine solche Einrichtung gut beraten ist, auf
die von Mitgliedern der Fachcommunity erarbeiteten Standards zu setzen. Dass es
diesen dabei gut täte, stärker die in jeder Bibliothek, unabhängig von ihrer Größe,
existierenden Prozesse zu fokussieren und beispielsweise weniger das Qualifika-
tionsniveau der Bibliotheksmitarbeiter abzufragen, sondern eher deren Mitwir-
kung an der Erarbeitung unterschiedlicher Qualitätsziele zu fordern, bietet dabei
durchaus Verbesserungspotenzial. Den anwendenden Bibliotheken ermöglichen
es aber diese Standards am ehesten, sich miteinander zu vergleichen und so re-
lativ schnell und ohne größeren Aufwand festzustellen, auf welchem definierten
Qualitätsniveau sie sich befinden.
In diesem Sinne ist das EFQM-Modell zunächst keine große Hilfe, da es weder die
Festlegung von Kennzahlen oder die Einführung eigener Standards fordert, noch
ein laufendes Überprüfen aller Arbeitsprozesse in der Bibliothek bewirkt. Die Stär-
ke des Modells liegt ganz sicher in der Gesamtschau der Bibliothek, welche vor
allem bei Beteiligung aller Bibliotheksmitarbeiter im Sinne eines geschärften Qua-
litätsbewusstseins große Wirkung erzielt. Die Nachhaltigkeit des Systems ist aber
nur dann gegeben, wenn sowohl die einzelnen Mitarbeiter in die Verbesserungs-
prozesse angemessen integriert werden und auch das Management nicht auf ein
von oben übergestülptes Qualitätsverständnis setzt. Wenn die dem EFQM-Modell
innewohnende umfassende Beteiligung der Belegschaft an allen Verbesserungs-
prozessen zugelassen wird, kann das Modell eine große Hilfe bei der langfristigen
Steigerung des Qualitätsverständnisses innerhalb der Bibliothek und der somit
laufenden Verbesserung der Organisation sein. Eine tiefer gehende Analyse, die
auch im Arbeitsalltag gelebt wird, ist dem Modell allerdings eher fremd, und wirkt
damit auf diesen Ebenen weit weniger in den Bibliotheksalltag ein als beispiels-
weise die AKMB-Standards. Dafür wird die Bibliothek, entscheidet sie sich für eine
kostenpflichtige Zertifizierung, mit einem international anerkannten Zertifikat
belohnt, welches für das Marketing sicher mehr Möglichkeiten eröffnet als biblio-
thekarische, in der Öffentlichkeit eher unbekannte Standards.