Erschließung Themen
Bibliotheksdienst 45. Jg. (2011), H. 5 469
tät und die Funktionen der Tags, der Fachbereich oder ihr semantischer Gehalt
eingeschätzt werden. Um die teils aufwändigen Analysen effizienter zu gestalten,
wurde das Vorgehen durch den Rückgriff auf die Metadaten der durch ein Tag
bezeichneten Ressourcen unterstützt. Beispielsweise handelte es sich oftmals um
Artikel aus Fachzeitschriften, dessen Titel evident darüber Aufschluss gaben, um
welchen Fach- bzw. Themenbereich es sich handelte. Die Betrachtung der häu-
figsten, in den Titeln der Zeitschriften auftretenden Begriffe ermöglichte die Zu-
ordnung der Tags zu maximal drei relevanten Fachbereichen. Ohne dieses Verfah-
ren wäre in etlichen Fällen eine inhaltliche Zuordnung der Tags überhaupt nicht
möglich gewesen, da die Tagger bei ihrer Bildung keinerlei Konventionen befolgt
hatten.
Insgesamt bestätigten bereits die ersten Analysen die Annahme, dass sich die bib-
liothekarische Sacherschließung von der Erfassung und Organisierung von Quel-
len mittels Tagging erheblich unterscheidet. Es zeigte sich, dass angesichts der
hohen Qualitätsstandards bei einer Verschlagwortung durch Fachreferenten das
Potenzial des Taggings nicht in einer ebenso qualifizierten Inhaltserschließung,
sondern in seiner ausgeprägten Dynamik und Kreativität gesehen werden muss-
te. Dieser Erkenntnis sollte in den folgenden Projektphasen durch entsprechende
Analysen Rechnung getragen werden.
2.2 Erhebungsphase II: Der Vergleich von kontrollierten Vokabularen mit der
freien Vergabe im Online-Katalog
In der zweiten Erhebungsphase wurde ein unabhängiges Tagging-System, das Teil
der Software Primo ist, allein für die Nutzer der Universitätsbibliothek Mannheim
zur Verfügung gestellt. Bei der Beobachtung des Nutzungsverhaltens zeigte sich
allerdings schnell, dass der Service nur wenig genutzt wurde. Dies war auffällig,
da zum Start des Systems (analog zur ersten Erhebungsphase) erneut umfassende
Marketingmaßnahmen durchgeführt wurden. Die Anzahl der vergebenen Tags
war dennoch zu gering, um sie mit dem Ziel einer Qualitätsbestimmung sinnvoll
untersuchen zu können. Im Unterschied dazu ermöglichte das weiterhin schnell
wachsende BibSonomy-System mittlerweile den Zugriff auf 204.674 verschiedene
Tags, die insgesamt 2,5 Millionen Mal vergeben wurden. Für die Zielsetzung des
Projektes war es deshalb der beste Weg, mit den Analysen der BibSonomy-Tags
fortzufahren.
2.2.1 Analyse der inhaltlichen Strukturen im Tagging-System
Unter Einsatz der Software „Semtinel“1 wurden die Ergebnisse des Matchings von
BibSonomy-Tags auf kontrollierte Vokabulare (s. o.) genutzt, um Visualisierungen
1 http://www.semtinel.org/