Aus der BID
226 Bibliotheksdienst 45. Jg. (2011), H. 3/4
eine kommunale Bildungssteuer mit festem Anteil für Bibliotheken sein. Hinwei-
se, dass die Bundeszuständigkeit nicht trägt, wies Katrin Schlegelberger mit dem
Argument zurück, dass es in der Politik nichts Endgültiges gibt. So konnte man für
die BID-Lobbyarbeit aus den Ausführungen von Katrin Schlegelberger deutlich
erkennen, wie eine Forderung geschärft und der mögliche Ansprechpartner für
die Forderungen herausgearbeitet werden kann.
Auch die Situation der Verbände des Bibliotheks- und Informationswesens ana-
lysierte Katrin Schlegelberger in ihrem Impulsreferat. Dabei schloss sie aus der
abweichenden Interessenlage der Verbände auf eine mangelnde Durchsetzungs-
kraft. Sie regte an, dennoch die divergierenden Interessen ernst zu nehmen und
nicht zu ignorieren. Anhand anderer Interessenverbände zeigte sie auf, wie man
auch mit unterschiedlichen Interessen anstelle eines Dachverbandes in verschie-
denen Verbänden arbeiten kann, um mit einer verbandsübergreifenden Abstim-
mung bei Bedarf Vereinbarungen für eine gemeinsame Lobbyarbeit zu sichern.
Die Frage, die sich aus ihrer Analyse stellt, ist allerdings, ob die divergierenden
Interessen zwischen den Bibliotheks- und Informationsverbänden so groß wie die
der Pharmaverbände sind, deren Beispiel sie einbrachte. Das ist aus meiner Sicht
zu bezweifeln.
Wesentlich für eine schwache Lobbyarbeit ist nach Katrin Schlegelberger die
mangelnde Durchsetzungskraft bei divergierenden Interessen. Daher ist es aus
ihrer Sicht notwendig, die Unvereinbarkeiten und die Gemeinsamkeiten genau
zu analysieren und schriftlich niederzulegen. Nur so könne man feststellen, wo
Kompromisse möglich und sinnvoll sind und wie die Aufgabenverteilung zwi-
schen den Verbänden aussehen soll. Die Vortragende zeigte auf, wie Verbände
mit divergierenden Interessen eine gemeinsame Lobbyarbeit für die alle Gruppen
betreffenden Lobbyziele erfolgreich organisieren können. Man definiert die ge-
meinsamen Lobbyziele und insbesondere das Oberziel. Wenn möglich soll die Zu-
ständigkeit für das gemeinsame Oberziel bei einem einzigen Verband liegen, die
anderen Verbände verfolgen weitere gemeinsame Forderungen. Jeder Verband
erhält damit verschiedenen Zuständigkeiten im Lobbying für alle. Außerdem be-
stimmt man den Länderkoordinator für die 16 Bundesländer. Die so gebildete Task
Force bildet eine handlungsfähige Lobbyingstruktur aller Verbände, die eine zeit-
nahe Abstimmung über strategische Grundfragen ermöglicht, die alle betreffen.
Auch wenn die in der BID zusammengeschlossenen Bibliotheks- und Informa-
tionsverbände nur sehr wenige Differenzen in den Lobbyingzielen haben (Bsp.
Sonntagsöffnung), gibt das Beispiel von Katrin Schlegelberger eine hervorragen-
de Anregung für eine zielgerichtete gemeinsame Lobbyarbeit der BID-Mitglieder
in der Zukunft. Die BID hat bisher als ein Thema die Förderung der Vermittlung
von Informationskompetenz gewählt, weil damit alle Verbände der Dachorganisa-