Themen Erschließung
962 Bibliotheksdienst 44. Jg. (2010), H. 10
beratung. Der angekündigte Beitrag von Tom Becker über die Implementierung
der „Wissensbilanz – Made in Germany“ in der Stadtbibliothek Mannheim musste
leider ausfallen, ist aber auf der IFLA-Webseite in deutscher Sprache verfügbar.
Einen innovativen Ansatz für Wissensmanagement in Theorie und Praxis stellte
Prof. Ann-Louise de Boer (University of Pretoria, Südafrika) vor: Weiterbildung der
akademischen Lehrkräfte und Bibliothekare nach neuesten Erkenntnisse der Lern-
psychologie (Whole Brain Information Literacy). Teams aus Bibliothekaren, Cur-
riculum-Entwicklern, Pädagogen und Informationswissenschaftlern entwickel-
ten gemeinsam einen „Werkzeugkasten“ (toolkit) zur erfolgreichen Vermittlung
von Informationskompetenzen an unterschiedliche Typen von Lernenden. Dabei
kommen logisch-analytische Elemente ebenso zum Tragen wie intuitiv-ganzheit-
liche Konzepte. Nicht nur das rationale Verständnis, sondern auch das emotionale
Begreifen wird unterstützt. Die erste Phase der Umsetzung an der Universität Pre-
toria ist nun abgeschlossen und im hier vorgestellten Forschungsbericht doku-
mentiert. In der zweiten Phase wird die Verbreitung und weitere Erprobung und
Anpassung der Methode in der Praxis angestrebt (whole brain communities of
practice).
Am Freitag, den 13. August gab es gleich zwei Angebote zum Wissensmanage-
ment, leider zeitlich parallel. In einer gemeinsamen Sitzung u.a. mit der Sektion
der Juristischen Bibliotheken wurde die Frage untersucht, wie das Wissen aus
zeitlich begrenzten Prozessen der Tatsachenermittlung und Wahrheitsfindung
gesammelt, zugänglich gemacht und für spätere Generationen bewahrt werden
kann. Die Praxisbeispiele bezogen sich auf die Arbeit von Aufklärungskommissio-
nen in Ruanda, Südafrika, Argentinien und den USA. Gutes und nachhaltiges Wis-
sensmanagement ist eine Voraussetzung für Transparenz und Nachhaltigkeit im
Prozess der Aufarbeitung und Versöhnung.
Die parallele Sitzung des Vormittags (gemeinsam mit den Sektionen für Weiter-
bildung und Informationstechnologie) befasste sich mit globalen Lernsystemen.
In der ersten Präsentation von VH (Hein) Spingies, Südafrika, wurde Wissens-
management in Entwicklungsprojekten vorgestellt. In ländlichen Gemeinschaf-
ten mit geringem Alphabetisierungsgrad müssen Systeme und Techniken den
Gegebenheiten angepasst werden. Die Planungen zum Beispiel von Schulen,
Krankenhäusern oder Verkehrswegen sollten die sozialen Beziehungen und das
traditionelle Wissen (indigenous knowledge) innerhalb der Gemeinschaften ein-
beziehen, um erfolgreich zur Entwicklung beizutragen. Wie ist dieses Wissen zu
gewinnen und in die Planung umzusetzen? Welche Fragen sollen gestellt werden,
und in welchem Kontext sind die Antworten zu interpretieren? Der Redner be-
tonte, dass es keine allgemeingültigen Regeln gebe. Sein Beitrag solle stattdessen
durch Praxisbeispiele (lessons learned) zum Austausch über die Möglichkeiten
des Wissensmanagement beitragen. Weitere Präsentationen dieser Sitzung zeig-