Digitale Bibliothek Themen
Bibliotheksdienst 44. Jg. (2010), H. 5 443
Abonnement von DaSinD online lohne. So bedingt das Eine das Andere: Wird die
Datenbank nicht angeboten, wird sie kaum bekannt; wird die Datenbank nicht
nachgefragt, scheint eine Beschaffung nicht dringend. Der Hinweis „man benö-
tige den Zugang nicht mehr, weil der Professor, der DaSinD online genutzt hat,
emeritiert ist“ deutet darauf hin, dass der Wert von DaSinD online sich nicht un-
mittelbar erschließt.9 Die Erwartung von Bibliothekar/-innen an eine ständig
wachsende (hohe) Anzahl an neuen Einträgen entspringt möglicherweise den
Erfahrungen mit juristischen, technischen oder naturwissenschaftlichen Daten-
banken. Aber so funktioniert eine Bio-Bibliografie im literarischen Sektor nicht. Da
gibt es nicht monatlich Hunderte von neuen Gedichten, Romanen, Kurzgeschich-
ten, Hörspielen, die verzeichnet werden können.
So verständlich auch die Frage nach der Nutzungshäufigkeit und dem Nutzer-
profil ist, so wenig aussagekräftig ist bei DaSinD online eine Nutzerstatistik. Lei-
der stellen wir fest, dass Bibliotheken den Nutzen von digitalen Medien zuneh-
mend an Statistiken ablesen, die „Klicks“ zählen – also quantitative Nutzung zur
Entscheidungsgrundlage machen – ganz gleich, ob es dabei zu einer sinnvollen
Nutzung kommt oder nicht. Es handelt sich bei der Datenbank Schriftstellerinnen
in Deutschland 1945 ff. jedoch um eine Bibliografie und nicht um einen Abstract-
Dienst. Daraus ergibt sich auch, dass die Herstellung und auch die Nutzung unter
völlig anderen Vorzeichen stattfinden. Eine Bibliografie wird in erster Linie zu
Beginn einer umfassenden Forschungsarbeit konsultiert. Hat sie einmal die er-
wünschten Daten geliefert, benötigt man sie zunächst nicht mehr. An den Zugrif-
fen die Relevanz einer literaturwissenschaftlichen Bibliografie abzulesen, ist sicher
dem Druck der schrumpfenden Bibliotheksetats geschuldet; bleibt aber dennoch
ein Trugschluss.10
Die Stiftung Frauen-Literatur-Forschung e.V. hält es in diesem Sinne ganz mit Wal-
ter Benjamin und geht noch darüber hinaus, denn der Motor für die Anstrengun-
gen, die Datenbank Schriftstellerinnen in Deutschland 1945 ff. aufzubauen, weiter zu
entwickeln und anzuwenden wird davon angetrieben, dass es hier nicht zuletzt
auch um einen Beitrag zum kulturellen Gedächtnis geht.
9 Hier muss noch sehr viel Aufklärungsarbeit geleistet werden. Daher sind wir dankbar
für die Einladung, in Dialog mit Bibliotheken unsere Arbeit vorzustellen.
10 Wir befinden uns mit dieser Einstellung in kompetenter Gesellschaft. So sagt die
Deutsche Forschungsgemeinschaft in ihren Praxisregeln im Förderprogramm „Kulturelle
Überlieferung“: „Digitalisierungsmaßnahmen der DFG dienen der Förderung der
Forschung. Extrem hohe Nutzungszahlen sind also nicht das alleinige Erfolgskriterium.
Eine hohe Akzeptanz in einer kleinen Fachcommunity ist wesentlich wünschens-
werter, als geringe Bekanntheit in einer überwiegend nicht erreichten, aber sehr
großen Gruppe potenzieller Nutzer.“ In: DFG-Vordruck 12.151 – 3/07 – II 21, S. 19;
http://gdz.sub.uni-goettingen.de/uploads/media/Praxisregeln_Digitalisierung_
Maerz_2007_DFG.pdf – Zugriff 16.02.2010