Themen Betriebsorganisation
402 Bibliotheksdienst 44. Jg. (2010), H. 5
2.3 Multiplikatorenmodell
Im Multiplikatorenmodell funktioniert die Lehre nach dem Pyramiden- oder
Schneeballsystem. Ein Hauptdozent unterrichtet Multiplikatoren. Diese wiederum
unterrichten andere Multiplikatoren oder die Studierenden als Hauptzielgruppe.
Um einen einheitlichen Lernerfolg herbeizuführen gibt der Hauptdozent detaillier-
te Lernmaterialien an Multiplikatoren und Studierende aus. Ansprechpartner für
Nachfragen der Studierenden sind zunächst die Multiplikatoren und erst bei Be-
darf der Hauptdozent. Der Hauptvorteil dieses Modells liegt in der günstigen Leh-
renden-Lernenden-Relation, wie sie für praxisorientierte Arbeiten auch benötigt
wird. Durch die Aufteilung in relativ kleine Gruppen ist es möglich, in Computer-
Pools und kleineren Räumlichkeiten zu arbeiten. Die Vielzahl der Gruppen und der
in den Bachelorstudiengängen regelmäßig stark reglementierte Ablauf können
jedoch zu Folgeproblemen bei der Raumbelegung zu akzeptablen Zeiten führen.
Einen wesentlichen Punkt bildet auch die Frage, wer die Multiplikatoren sind und
wer diese bezahlt. In Betracht kommen studentische Hilfskräfte, wissenschaftliche
Mitarbeiter, Lehrbeauftragte, Lehrpaten und Bibliotheksmitarbeiter/-innen.
Die Frage, inwieweit Nicht-Bibliothekspersonal in die Vermittlung von Informa-
tionskompetenz eingebunden werden soll, schließt sich an Thematiken wie
Lesesaalaufsicht oder Sacherschließung durch studentische Hilfskräfte sowie
Vorlesepatenschaften an. Auf diese Grundsatzthematik soll an dieser Stelle nur
hingewiesen werden. Die Arbeit mit einem Multiplikatorenmodell zieht einen
nicht zu unterschätzenden personalorganisatorischen Aufwand mit sich, da der
gesamte Lehrstoff rechtzeitig vorbereitet sein muss, um diesen den Multiplika-
toren zu vermitteln, die Multiplikatorenschulung einer zusätzlichen Vorbereitung
bedarf und während des laufenden Kurses auf Nachfragen, Veränderungen und
Neuerungen zu reagieren ist.
2.4 Selbstorganisationsmodell
Mit dem Selbstorganisationsmodell wird die Teamarbeit in kleinen, zeitlich eng
begrenzten Einheiten fokussiert. So erhalten die Lernenden die ausdrückliche An-
weisung, Fragen, Anwendungsprobleme etc. zunächst im Team zu besprechen
und nach Lösungen zu suchen. Erst in letzter Instanz wird der Rat des Dozenten
hinzugezogen. In der Organisationslehre ist dieses Modell auch unter dem Na-
men „Murmeln“ bekannt. Dem Dozenten kommt bei diesem Modell vor allem
die Rolle als Moderator zu. Wenngleich für den Dozenten inhaltlich eine Entlas-
tung eintritt und vor allem neue Ansätze gefunden werden können, so erfordert
die Moderation von sehr großen Gruppen einiges an Übungen und Erfahrung.
Die Selbstorganisation als Bestandteil der Lehrveranstaltung bedeutet, dass der
Moderator nicht nur ansprechbar ist, sondern bei Stockungen mit Impulsen und
Ratschlägen zur Stelle ist. Die aktive Anleitung zur Selbstorganisation ist daher