Erwerbung Themen
Bibliotheksdienst 44. Jg. (2010), H. 3/4 285
Wim van der Stelt vom Springer-Verlag ortete die Ursachen von Open Access in
erster Linie in einem veränderten, respektive verstärkten Kommunikationsbedürf-
nis der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie im parallel anschwellen-
den Ruf nach freiem Zugang zu wissenschaftlich relevanten Daten und Informatio-
nen. Seiner Beobachtung nach sind Wissenschaftler nicht in ihrer Eigenschaft als
Autoren an Open Access interessiert, wohl aber in ihrer Eigenschaft als Rezipien-
ten. Der Springer-Verlag bietet Open Choice1 als Open Access inkludierendes Ge-
schäftsmodell an, das es Wissenschaftlern ermöglicht, gegen Begleichung einer
Publikationsgebühr ihren Zeitschriftenbeitrag parallel frei zugänglich online zu
publizieren. Im Rahmen besonderer befristeter Vereinbarungen mit Institutionen
wie der Max-Planck-Gesellschaft oder der Universität Göttingen werden die Publi-
kationsgebühren von diesen Einrichtungen übernommen. Kernelemente der Ver-
lagsdienstleistung seien die Qualitätssicherung und Zertifizierung der Inhalte wis-
senschaftlicher Zeitschriften und in der Folge die Ausstattung der Wissenschaftler
mit der Karriere dienlichem Renommee. Van der Stelt bewertete Open Choice als
Etappe auf dem Weg zu einer nachhaltigen Positionierung des Springer-Verlags
auf dem sich wandelnden wissenschaftlichen Publikationsmarkt. Die Übernahme
des Open-Access-Verlages BioMed Central stellt hier eine möglicherweise hand-
festere Maßnahme dar. Aus der Sicht van der Stelts führen der goldene und der
grüne Weg von Open Access dazu, dass die Wertschätzung des im deutschen und
europäischen Urheberrecht geschützten Grundrechts auf geistiges und schöpfe-
risches Eigentum abnimmt. Der Springer-Verlag engagiert sich mit Hilfe externer
Dienstleister in der Langzeitarchivierung elektronischer wissenschaftlicher Inhal-
te, eine Herausforderung, welche Verlage und Bibliotheken nur gemeinsam, ko-
operativ, bewältigen könnten.
Sven Fund, CEO bei De Gruyter, benannte die „engagierte Preispolitik“ führen-
der Zeitschrif tenverlage, vulgo die Zeitschriftenkrise, als Hauptursache für die
Open Access Bewegung. Open Access vereinfache zudem den Wissenstransfer
in Entwicklungsländer. Auch die vor dem Hintergrund begrenzter öffentlicher
Investitionsmittel dezidiert Open Access propagie rende Förderpolitik der DFG
habe erreicht, dass die Nachfrage von Wissenschaftlern nach Open Access steige.
So optiere derzeit etwa die Hälfte der Autoren des De Gruyter-Verlags für eine
Open-Access-Veröffentlichung über den Verlag. Das zu diesem Zweck entwickel-
te Geschäftsmodell heißt De Gruyter Open Library2 und offeriert interessierten
Autoren gegen eine Publikationsgebühr eine Open-Access-Publikation auf der
Verlagsplattform Reference Global. Der wesentliche Unterschied zum analogen
Modell des Springer-Verlags besteht darin, dass über Publikationsgebühren er-
1 http://www.springer.com/open+access/open+choice?SGWID=0-40359-0-0-0
Stand: 23.1.2010
2 http://www.degruyter.de/cont/glob/openAccess.cfm Stand: 23.1.2010