Themen Erschließung
744 Bibliotheksdienst 43. Jg. (2009), H. 7
der Gesamtindex aller Schlagwörter abgesucht, sondern stattdessen der Index
der neuen Kettendatei. Auf diese Weise würden alle Schlagwortketten gefunden,
die die Suchbegriffe enthalten. Als Ergebnis würden die mit diesen verknüpften
Titel ausgegeben.
Auf sehr elegante Weise ließe sich außerdem ein Problem lösen, das den Nutzen
der Kettenstichwortsuche bislang erheblich vermindert. Bei diesem Suchtypus
werden als Rechercheergebnis alle Schlagwortketten alphabetisch aufgelistet, die
den Suchbegriff bzw. die Suchbegriffe enthalten – egal an welcher Position. Die
Schweizerische Nationalbibliothek hat dies im Helveticat umgesetzt. Das derzeit
eingesetzte Verfahren beruht jedoch darauf, einfach die Schlagwortketten in ihre
Stichwörter zu zerlegen. Folglich gehen nur die Stichwörter aus den Ansetzungs-
formen in den Index ein, während sämtliche Verweisungsformen unberücksich-
tigt bleiben. Ein erheblicher Teil der relevanten Schlagwortketten wird deshalb
mit der jetzigen Lösung nicht gefunden.76 Künftig könnte auch hier der Index der
Kettendatei als Basis dienen: Da die Kettendatensätze mit den SWD-Normdaten-
sätzen verknüpft wären, stünden nicht nur die Ansetzungsformen, sondern auch
alle Verweisungsformen für die Indexierung zur Verfügung. Im obigen Beispiel
würden also nicht nur die Stichwörter aus den Ansetzungsformen (berlin, fuehrer,
friedhof, grabmal, juedischer, weissensee) berücksichtigt, sondern auch Stichwör-
ter aus den Verweisungsformen (u.a. judenfriedhof, juden, grabdenkmal, grab-
lege, grabmonument). Entsprechend würden alle relevanten Schlagwortketten
zuverlässig gefunden – auch dann, wenn mit Verweisungsformen gesucht wird.
Im Unterschied zur oben beschriebenen gegenstandsscharfen Suche würden
aber nicht sofort die zugehörigen Titel ausgegeben, sondern dem Benutzer wür-
de zunächst eine alphabetisch geordnete Liste der Schlagwortketten präsentiert
(ähnlich der Anzeige aus Abb. 4).
Schließlich könnte mit der Schlagwortkettendatei ein wichtiges RSWK-Problem
gelöst werden. Dieses tritt immer dann auf, wenn ein bestimmter Sachverhalt
durch die Kombination mehrerer Einzelschlagwörter wiedergegeben wird, ob-
wohl er z.B. auch durch ein gebräuchliches Kompositum ausgedrückt werden
könnte. Beispielsweise gibt es ‚Arzneimittelzulassung‘ nicht als eigenes Schlag-
wort, obwohl diese Form im ‚Wörterbuch der Pharmazie‘ nachgewiesen ist. Statt-
dessen sind die Schlagwörter ‚s. Arzneimittel‘ und ‚s. Zulassung‘ in einer Schlag-
Frankreich, Europa und der Welt : Lothar Albertin zu Ehren‘, obwohl er an der
Benutzeranfrage völlig vorbeigeht. Die gesuchten Schlagwörter sind zwar enthalten,
jedoch in unterschiedlichen Schlagwortketten: ‚Albertin, Lothar ; Bibliographie‘ und
‚Lippe ; Geschichte ; Aufsatzsammlung‘. Bei einer gegenstandsscharfen Suche
würde dieser Titel nicht ausgegeben. Vgl. dazu Heidrun Wiesenmüller: Schlagwort-
ketten in OPACs (wie Anm. 27), S. 1052f.
76 Vgl. dazu ebd., S. 1047–1049 und 1053–1055.