Themen Erschließung
720 Bibliotheksdienst 43. Jg. (2009), H. 7
2006 zeigt, dass die Erschließung mit LCSH auch von diesen Experten als recht
schwierig betrachtet wird.13
Ein wenig entschärft wurde das Problem in den 1970er Jahren durch die Einfüh-
rung sogenannter „free floating subdivisions“. Diese ‚frei schwebenden‘ Unter-
schlagwörter drücken häufig vorkommende sachliche, geographische, formale
oder zeitliche Aspekte aus. Sie können in vielen Fällen an bereits existierende
Schlagwortstrings angehängt werden, ohne dass für das entstehende Konstrukt
ein neuer Normdatensatz angelegt wird. Beispiele sind etwa ‚–Case studies‘,
‚–Economic aspects‘ oder ‚–History–20th century‘. Man könnte diese Elemente
mit Standardschlüsseln vergleichen, wie sie viele Klassifikationssysteme kennen.
Die beiden letzten der eingangs zitierten LCSH-Beispiele sind auf diese Weise ent-
standen: Der in der Normdatei enthaltene, vorgefertigte Schlagwortstring ‚United
States–History–1797–1801‘ wurde durch ein ‚frei schwebendes‘ Unterschlagwort
erweitert (‚–Sources‘), ‚Environmental geology‘ sogar durch zwei (‚–China‘ und
‚–Periodicals‘). Die ‚frei schwebenden‘ Unterschlagwörter bringen also ein nicht
unbedeutendes Element der Präkoordination in das ursprünglich rein präkom-
binierte System der LCSH. Lois Mai Chan bezeichnete ihre Einführung als einen
Riesensprung („a giant leap“) in der Entwicklung der LCSH.14
In anderen Fällen behelfen sich LCSH-Erschließer damit, dass sie – wenn ein pas-
sender präkombinierter Schlagwortstring nicht existiert und auch nicht durch An-
fügen von ‚frei schwebenden‘ Unterschlagwörtern gebildet werden kann – statt-
dessen zwei oder mehr Schlagwortstrings mit breiterer Bedeutung vergeben.15
Die präzise Bedeutung für den zu erschließenden Titel soll sich dann sozusagen
als Schnittmenge daraus ergeben. Beispielsweise wurden für ein Werk mit dem Ti-
tel ‚The representation of Parisian speech in the cinema of the 1930s‘ von Michaël
Abecassis zwei Schlagwortstrings vergeben:
French language–Spoken French–France–Paris und
Motion pictures–France
Beide sind deutlich zu breit angelegt. Wer sich etwa für französischen Film inter-
essiert und sich deshalb die Literatur zum Thema ‚Motion pictures–France‘ anzei-
gen lässt, wird vermutlich überrascht sein, diesen sehr speziellen Titel in seiner
13 Vgl. Library of Congress, Cataloging Policy and Support Office: Library of Congress
subject headings : pre- vs. postcoordination and related issues, 2007. URL:
http://www.loc.gov/catdir/cpso/pre_vs_post.pdf (21.05.2009), hier Appendix 8: LC
staff survey on subject cataloging, S. 43–49.
14 Lois Mai Chan: Library of Congress subject headings (wie Anm. 6), S. 411.
15 Vgl. ebd., S. 32 und 181.