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Bibliotheksdienst 43. Jg. (2009), H. 4 397
Weltkrieg die Inkunabelsammlung der StUB Frankfurt betreut hatte, zog es im
Ruhestand, in den er 1957 trat, an die Isar. Auch als Pensionist arbeitete er für den
Gesamtkatalog der Wiegendrucke weiter; so hielt er sich Ende der 1950er Jahre
für eine Zeitlang an der UB München auf, die mit rund 3.500 Wiegendrucken über
einen beachtlichen Inkunabelbestand verfügt. Dort kam er sowohl mit Buzás
als auch Kiener in Kontakt. Zu Theodor Kiener und damit auch Joachim Wieder
knüpfte der erheblich ältere Bibliothekar und Neumünchner bald schon freund-
schaftliche Bande, einen Draht zu Buzás, der mit dem Hauptkatalog bestens ver-
traut war, fand er jedoch nicht; der Bestands- und Katalogkenner hielt von der
Arbeit, die Ohly an der UB München leistete, rein gar nichts, sie sei „keinen Fünfer
wert“45 gewesen. Ladislaus Buzás, der zwar ein überaus befähigter Bibliotheksor-
ganisator war, aber im persönlichen Umgang mitunter zu Schroffheiten neigen
konnte, hat mit seiner Meinung gegenüber dem älteren, renommierten Kollegen
wohl nicht hinterm Berg gehalten. Seinem Verhältnis zu ihm dürfte das, vorsichtig
formuliert, nicht gerade zuträglich gewesen sein. Ohly verstarb Ende März 1970
in München.
In einer persönlichen Beziehung zu den beiden Hauptkontrahenten des Mei-
nungsstreits stand schlussendlich auch Werner Fitz, der mit seinem auf differen-
zierende Zwischentöne setzenden Libri-Beitrag um Versachlichung und Ausgleich
bemüht war, aber dabei das Grundthema der Wieder-Buzás-Kontroverse verfehlte:
Der 1919 in Ludwigshafen am Rhein geborene Würzburger Bibliothekar gehörte
ebenfalls dem „Geniekurs“ an. Als sich Fitz 1970 beruflich verändern wollte, nahm
sich der Kurskollege Buzás seiner gerne an. Seine Bemühungen, den zweifach
promovierten Humanmediziner, Theologen und Philosophen mit der Leitung der
medizinischen Abteilungen im Bibliothekssystem der LMU als A15-Funktionsamt
zu betrauen, scheiterten 1977 an der grundsätzlichen Ablehnung durch die Gene-
raldirektion der Bayerischen Staatlichen Bibliotheken, an deren Spitze zu diesem
Zeitpunkt der gemeinsame Kurskollege Fridolin Dreßler stand.46 Fitz blieb gleich-
wohl bis zu seinem Ruhestand 1982 an der UB München; er verstarb wenige Tage
vor Weihnachten 2005. Bereits acht Jahre zuvor war Ladislaus Buzás Anfang Okto-
ber 1997 den Folgen einer langwierigen Erkrankung erlegen.
45 UB München, NL Ladislaus Buzás <14>: l, 3 (Dokumente 1947–1965), 10 (1954–1965).
Wie kam es zur Kontroverse Wieder-Buzás?, S. 5.
46 UB München, Altregistratur-PA : Schreiben von Fridolin Dreßler vom
08. 12. 1977 an die Universitätsbibliothek München.