Themen Recht
666 Bibliotheksdienst 42. Jg. (2008), H. 6
der Telegraphie,22 es folgen der Rundfunk und schließlich das Fernsehen.23 Man
kann leicht für das Internet ähnliche Titel heutiger Zeit benennen.
3. Urheberrecht
Auch für aktuelle Fragen im Urheberrecht gibt das ältere Postrecht interessante
Impulse. Im Urheberrechtsgesetz (UrhG) selbst findet sich das Wort „Post“ an zwei
Stellen, nämlich in § 53 a Abs. 1 UrhG und in § 111 b Abs. 2 UrhG. In § 111 b UrhG
geht es – in der Sache unergiebig – um das Postgeheimnis aus Art. 10 Grundge-
setz (GG). § 53 a Abs. 1 UrhG aber erwähnt ausdrücklich den Postversand, eine
zentrale postalische Dienstleistung, im Zusammenhang mit dem Kopienversand
auf Bestellung durch öffentlich zugängliche Bibliotheken.24 Die Norm wurde mit
Wirkung zum 1. Januar 2008 durch das „Zweite Gesetz zur Regelung des Urhe-
berrechts in der Informationsgesellschaft“ eingefügt.25 Damit wurde der schon
seit Jahrzehnten praktizierte Versand von Aufsatzkopien durch Bibliotheken im
Rahmen der Fernleihe und durch Dokumentlieferdienste erstmals auf eine aus-
drückliche gesetzliche Grundlage gestellt. War die Zulässigkeit von Post- und
Faxversand bereits höchstrichterlich festgestellt,26 blieb die Frage, ob Bibliotheken
auch im Wege von eMail liefern dürfen, strittig.27
Der Gesetzgeber hat mit § 53 a UrhG in diesen Streit eingegriffen und die E-Mail-
Lieferung für wissenschaftliche Zwecke grundsätzlich erlaubt. Zugleich aber hat
er starke, im alten Recht so nicht vorhandene Restriktionen vorgesehen. So darf
22 Vorher schon waren es fotographische Verfahren, die neue Fragestellungen an das
Urheberrecht herantrugen, vgl. Wadle, Photographie und Urheberrecht im 19. Jahr-
hundert, in: ders., Geistiges Eigentum, Weinheim 1996, S. 343–366. Wadle erwähnt
häufiger den Namen Dambach.
23 Der heutige Rundfunk hat sich übrigens – rechtlich gesehen – aus dem Telegraphen-
recht entwickelt und unterstand zunächst der Reichspost, die die „Funkhoheit“ nach
dem Telegraphengesetz ausübte, vgl. Hesse, Rundfunkrecht, 3. Aufl., München 2003,
1. Kap., Rn. 3 f.
24 Vgl. zu dieser Norm Spindler, Reform des Urheberrechts im „Zweiten Korb“, in: NJW
2008, S. 14 f.; Talke, § 53a UrhG: Auslegungsschwierigkeiten beim Kopienversand, in:
Bibliotheksdienst 2008, S. 288–297 sowie allgemein zu der Problematik Dugall,
Fernleihe, Dokumentlieferung und Zugriff auf digitale Dokumente, in: ABI-Technik
2006, S. 162–178.
25 Fundstelle: BGBl. I 2007, S. 2513
26 Vgl. BGH (Az. I ZR 118/96), in: BGHZ 141, S. 13–40 (= NJW 1999, S. 1953–1959; Entschei-
dungssammlung zum Bibliotheksrecht, 2. Aufl., Wiesbaden 2003, Nr. 66). Siehe auch
die kritische Anmerkung von Schack, in: JZ 1999, S. 1007 f.
27 Vgl. Grassmann, Anmerkungen zum Urteil des OLG München vom 10. Mai 2007, Az. 29
U 1638/06 – Elektronischer Kopienversand, in: ZUM 2007, H. 8/9, S. 641–643.