Themen Digitale Bibliothek
372 Bibliotheksdienst 42. Jg. (2008), H. 4
tätsstufe der Vermittlung wird erreicht, indem E-Books Gegenstand umfassender
Marketinganstrengungen, Informationskompetenz-Schulungen oder elektro-
nischer Lernumgebungen werden; die Komplexität der Materie E-Book stellt an
alle am Geschäftsgang beteiligten Bibliothekarinnen und Bibliothekare erhöhte
Anforderungen und leistet der Spezialisierung der Kolleginnen und Kollegen eher
Vorschub als der Standardisierung oder Verschlankung der Prozesse. Normierte
Nutzungsreports aus der Hand der E-Book-Anbieter3 messen die erfolgte Nut-
zung und erlauben Prognosen über die zu erwartende Nutzung bzw. Akzeptanz,
sie können eine nutzerorientierte Bestandsentwicklung steuern helfen.
Die theoretischen Einführungen wurden abgerundet und ergänzt durch einen
Werkstattbericht aus der Arbeitsgemeinschaft E-Books des Bayerischen Biblio-
theksverbunds über eine damals in statu nascendi befindliche dynamische Check-
liste für E-Book-Standards aus bibliothekarischer Sicht.4 In der Liste werden die
Themenblöcke Erschließung – unter ausführlicher Berücksichtigung der Meta-
daten- und Indexierungsproblematik –, Formate und Recherchemöglichkeiten
und schließlich Geschäftsmodelle behandelt.
Der zweite Teil des Stuttgarter Seminars war praktischen Erfahrungen mit dem
neuen Medium E-Book gewidmet. Ansprechende Berichte aus München, Stuttgart
und Zürich illustrierten diese: Die Bibliothek der Ludwig-Maximilians-Universität
bietet seit mehreren Jahren E-Books sowohl im Ausleih- als auch im Datenbank-
modell an, sie offeriert ihren Nutzern Einzeltitel – im Wesentlichen zur Ausleihe
über den Aggregator Ciando – ebenso wie Pakete und Sammlungen von E-Books,
sie präsentiert und vermittelt ihre E-Books über einen separaten mit Hilfe der Soft-
ware GNU EPrints erstellten E-Book-Katalog, in dem die Titelaufnahmen mit Co-
ver-Abbildungen und Abstracts angereichert sind. Dem breiten Fächerspektrum
der Universität entsprechend hat sie E-Books sowohl in den Geistes- und Staats-
wissenschaften als auch in den reinen und angewandten Naturwissenschaften.
Nutzungsanalysen via Ausleihmodell angebotener E-Books lassen folgende An-
gaben zur Akzeptanz des neuen Mediums zu: 8,3% der Studierenden der Lud-
wig-Maximilians-Universität leihen E-Books aus, darunter stellen Studierende der
Wirtschaftswissenschaften, der Informatik und der Psychologie die größten und
die Kommilitonen der Sprach- und Literaturwissenschaften die kleinsten Kontin-
gente. Die Universitätsbibliothek Stuttgart verfügt über vergleichsweise frische
Erfahrungen mit E-Books in ihrem Bestand. Es handelt sich dabei um Pakete und
Kollektionen ausgewählter Verlage und Aggregatoren mit naturwissenschaftlich-
technischem Profil im Datenbankmodell. Im Unterschied zu den Münchener Kol-
legen haben sich die Stuttgarter Bibliothekare für eine zweifache Erschließung
der E-Books – sowohl im Verbund und OPAC als auch auf einer eigenen OPUS-ba-
3 COUNTER Code of Books and Reference Works, 2006
4 Vgl. auch den Beitrag von Hildegard Schäffler in diesem Heft des Bibliotheksdienstes