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Bibliotheksdienst 42. Jg. (2008), H. 1
Bibliotheks- und Informationswissenschaft in Korea
Moon-ja Ro
. Einführung
Als modernes Ausbildungs- und Studienfach begann die Bibliotheks- und Infor-
mationswissenschaft ein halbes Jahrhundert später als in Nordamerika und Euro-
pa. Die erste Ausbildungsstätte für Bibliothekare war die im Jahr 1946 eröffnete
Nationale Bibliotheksschule zu Chosun, die akademische Ausbildung der Biblio-
thekare begann 1957 mit Errichtung des Instituts für Bibliothekswissenschaft an
der Yonsei Universität. In den 1960ern wurden die Qualifikationen für Bibliothe-
kare gesetzlich festgelegt. In den 1970ern wurden auch außerhalb Seouls Insti-
tute für Bibliothekswissenschaft errichtet, mit der Einführung der Diplom- und
Promotionsstudiengänge wurden die Bibliothekswissenschaft als Wissenschaft
endgültig anerkannt und schließlich auch das Fach Informationswissenschaft
in den Instituten für Bibliothekswissenschaft unterrichtet. In den 1980ern stieg
die Zahl der Ausbildungsinstitutionen deutlich an. Die Institute erweiterten auch
ihre Arbeitsgebiete um die Informationswissenschaft und änderten ihre Bezeich-
nung zu Bibliotheks- und Informationswissenschaft. In den 1990ern änderte sich
die Zielsetzung der Ausbildung für Bibliothekare, so dass der Schwerpunkt nicht
mehr in der Ausbildung von Bibliothekaren lag, sondern in der von Informatikern
oder von auf Informationswissenschaft spezialisierten Bibliothekaren. Auch im
Lehrplan wurden weitere Themen aus der Informationswissenschaft hinzugefügt,
die seit der Jahrtausendwende stark vom Internet bestimmt werden.
Die Bibliotheks- und Informationswissenschaft hat sich in relativ kurzer Zeit etab-
liert und erfolgreich viele kompetente Fachleute ausgebildet. Dennoch ist das Be-
rufsbild der koreanischen Bibliothekare noch nicht in dem Maße wie in anderen
Industriestaaten entwickelt, obwohl auch in Korea über den Wandel im Bibliothe-
karsberuf und über die Verstärkung der Fachkompetenz intensiv diskutiert wird.
. Die Öffnung Koreas und das Bibliothekswesen unter japanischer Besatzung
1880 musste die Regierung die kulturelle Abschottung aufgeben und für den Auf-
bau diplomatischer Beziehungen mit Japan und den westlichen Nationen eine
neue Außenpolitik in die Wege leiten. In der Erkenntnis, dass man nur mit der Er-
ziehung in Konfuzianismus und in der chinesischen Schrift nicht in einer globali-
sierten Gesellschaft bestehen kann, begann sie sich für die moderne Erziehung zu
interessieren. So wurden 1884 an erste Studenten staatliche Auslandsstipendien
vergeben. 1883 wurde zum ersten Mal eine westliche Druckmaschine über Japan
nach Chosun importiert, 1884 die erste private koreanische Druckerei eröffnet
und Bücher gedruckt.