Themen Erschließung
1310 Bibliotheksdienst 42. Jg. (2008), H. 12
Inhaltsverzeichnissen in den Katalog erleichtert das Auffinden von Literatur. Am
liebsten wäre Frau Jaeggi, „alles aus einer Hand” zu bekommen. Hier sind Biblio-
theken sicherlich auf einem guten Weg, wie die zunehmende Anreicherung der
Kataloge mit Inhaltsverzeichnissen oder auch – bezogen auf das Retrieval – der
zunehmende Einsatz von Informationssystemen zeigt, die nicht nur Nachweis von
und Zugang zu lokalem Bestand haben, sondern nahtlos zum Verbundkatalog
und darüber hinaus überleiten.
Zwei Themenkreise wurden in der Diskussion der Podiumsteilnehmer unterein-
ander und mit den ca. 120 Zuhörern immer wieder angesprochen: Die Rolle der
Sacherschließung und die Frage, wie Retrievalsysteme gestaltet sein müssen.
Ersteres ist insofern bemerkenswert, weil bibliothekarische Sacherschließung
lange ein Schattendasein führte, wenn nicht gar für überflüssig erachtet wurde,
während seit längerem erhebliche Energien auf die Einführung eines neuen Re-
gelwerks zur Formalerschließung gerichtet werden. Volltextindexierung allein
scheint keine ausreichende Grundlage für gezielte thematische Suchen zu sein.
Frau Jaeggi wies einmal darauf hin, dass alleine das Ansehen der für einen Titel
vergebenen bibliothekarischen Sacherschließung für den Wissenschaftler sehr
nützlich ist, weil es beim Kategorisieren und Verarbeiten hilft und auch auf Ideen
bringt, wo man weiterrecherchieren könnte.
Dass Bibliotheken sich der nutzergetriebenen Erschließung öffnen müssen, war
Konsens. Um die in den Vorträgen gleichfalls geforderte Vernetzung von Daten-
beständen und die dafür hilfreiche Normierung8 von Daten zu befördern, wäre
es sinnvoll, wenn die bibliothekarischen Normdateien – allen voran die koope-
rativ gepflegte Schlagwortnormdatei – zur freien Nachnutzung ins Netz gestellt
würden, ähnlich wie die Library of Congress es mit ihren Subject Headings vorge-
8 Wie Gene Smith in einem kürzlich erschienenen Aufsatz am Beispiel von LibraryThing
darlegt, ist auch die Normierung von Tagging-Systemen möglich. Bibliothekarische
Normdaten könnten so in Tagging-Systeme integriert werden, dass beim Taggen nach
der Eingabe der ersten Zeichen automatisch primär Tags aus einer Normdaten-Basis,
d.h. in diesem Fall normierte Schlagworte, angeboten werden. Bisher erfolgt dies bei
vielen System dadurch, dass die populärsten Tags angeboten werden. Auch gemein-
schaftlich erstellte Normdateien sind denkbar sind: „So LibraryThing has added a
clever community-driven controlled vocabulary for their tags. Users can make any
two tags equivalent, and when they‘re equivalent the more popular tag becomes the
preferred term. LibraryThing also keeps a history of which tag equivalencies have
been made. Any tag equivalency can be easily unmade by any LibraryThing member.
Tag equivalencies are subject to community negotiation in much the same way as an
article on Wikipedia.“ (S. 15–16); Gene Smith: Tagging: Emerging Trends. In: Bulletin of
the American Society for Information Science and Technology 34 (2008) 6, 14–17.
Online: http://www.asis.org/Bulletin/Aug-08/index.html