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Bibliotheksdienst 42. Jg. (2008), H. 12 1285
Bettina Wagner (BSB München) stellte ein Großprojekt aus der BSB vor unter dem
Titel „Von der Klasse zur Masse. Die Digitalisierung der Inkunabeln der BSB als
Chance für die Tiefenerschließung.“ Der großartige Münchner Inkunabelbestand
mit seinen 9.709 Ausgaben in 19.972 Exemplaren ist Ausgangspunkt für die Idee,
jeweils ein Exemplar jeder Ausgabe zu digitalisieren und den Katalog mit zusätz-
lichen bibliografischen Metadaten durch ikonografische Erschließung anzurei-
chern.
Einen Einblick in die vielfältigen Aufgaben, die sich aus Sonderbeständen er-
geben, gewährte Alessandra Sorbello Staub (WLB Stuttgart) mit ihrem Vortrag:
„E-WLB. Digitalisierung, Erschließung und Bereitstellung von Sonderbeständen an
der Württembergischen Landesbibliothek.“ Die derzeitige Digitalisierungspolitik
in Stuttgart ist nicht bestimmt durch den Anspruch, flächendeckend zu digitalisie-
ren, sondern relevante oder gefährdete Bestände bzw. die sogenannten „Bestsel-
ler“ zu digitalisieren. Die Digitalisate werden im Internet bereitgestellt, als Druck-
vorlagen verwendet, dienen aber auch der Ausbelichtung auf Mikrofilmen, mithin
der dauerhaften Bestandssicherung.
Nach der Mittagspause übernahm Dorothea Sommer (ULB Halle) die Moderation
in der Sektion Erschließung. Sie begann auch gleich den Nachmittag mit einer
Einladung ins 18. Jahrhundert unter dem Titel „VD18 – Stand und Perspektiven“.
Die Aufgabenstellung ist so imposant wie einschüchternd, denn immerhin reden
wir von über 600.000 Drucken, die es nachzuweisen und zu digitalisieren gilt. Es
tröstet nicht, schon gar nicht in kulturhistorischer Sicht, dass geschätzt ein Drittel
der Ausgaben in deutschen Bibliotheken nicht vorhanden sind. Der Aufgabe stel-
len sich die SBB-PK Berlin, die BSB München, die SUB Göttingen, die SLUB Dresden
sowie die ULB Halle.
Die beteiligten Bibliotheken weisen die Drucke nach und digitalisieren sie. Sicher-
gestellt ist auch die parallele Rückverarbeitung der Daten in die Verbünde durch
den Austausch nach dem Verfahren der verbundübergreifenden Neukatalogisie-
rung. Inklusive einer zweijährigen Pilotphase wird mit einer Gesamtlaufzeit von
ca. 15 bis 20 Jahren gerechnet.
David Shaw (Canterbury) übernahm es mit britischem Charme, über „Neues von
CERL“ und die Hand Press Book Database HPB zu berichten. Einen besonderen
Fokus legte er auf das neuerwachte akademische Interesse an der Geschichte des
Buches als ein Werkzeug für Sozial- und Geistesgeschichte. In dieser Hinsicht sind
die in der HPB-Datenbank verzeichneten Provenienzen von besonderer Bedeu-
tung.
Leider musste der Vortrag von Annelen Ottermann (StB Mainz) entfallen, so dass
der Nachmittag fortgeführt wurde von Antje Theise (SUB Hamburg) mit einem
Bericht über die „Erschließung von Grafik im OPAC“, die eine 16.000 Blätter umfas-
sende Kupferstichsammlung zugänglich machen soll. Der Ausblick auf die nächsten