Themen Erschließung
1202 Bibliotheksdienst 42. Jg. (2008), H. 11
Daneben gibt es noch immer die alte bibliothekswissenschaftliche Diskussion,
die ursprünglich zwischen Schrettinger und Ebert entbrannt war, ob man Bücher
bzw. Informationsmedien fast beliebig aufstellen kann, um sie dann in einem leis-
tungsfähigen Katalog fast ebenso beliebig semantisch zu vernetzen, oder ob wir
die selbständigen Informationsmedien auf CD-ROM, DVD, Papier, Film etc. so auf-
stellen, wie es für den jeweiligen Endnutzer am günstigsten ist. Gerade in dieser
zielgruppenspezifischen Aufstellung profiliert sich ja eine jede Spezialbibliothek
allen anderen gegenüber. Ich erinnere hier nur deshalb kurz an Aby Warburg, weil
dieser in seinen Überlegungen zur Begründung einer kulturwissenschaftlichen
Bibliothek den Aspekt seiner Forschung dezidiert zum Ordnungsprinzip machte.
Im Sinne Schrettingers ist es im Laufe der Zeit immer unwichtiger geworden,
wo ein Buch steht. Entscheidend ist, dass es der Nutzer über seinen PC oder sein
Notebook zielsicher findet, und ihm gesagt wird, wie er möglichst rasch und pro-
blemlos in den Besitz dessen gelangt. War es also seit Ebert ein wesentliches De-
siderat, dass Bücher möglichst einsichtig so aufgestellt wurden, dass die Benutzer
vor einem Bücherregal all das fanden, was sie interessierte, wie z.B. im sog. Realka-
talog, so ist es heute wesentlich wichtiger, dass ihnen der Computer die Synopsis
auf das vorhandene Wissen präsentiert, und dabei die gedruckten Quellen mit
ihrer Verfügbarkeit entsprechend offeriert.
Im letzten Jahrhundert wurden die Bibliothekskataloge von den Lesern kaum ge-
nutzt. Diese gingen in den Freihandbibliotheken zu dem ihnen vertrauten Regal
und wählten aus dem jeweiligen Angebot das aus, was sie für das Wichtigste hiel-
ten. Seit der zunehmenden Verfügbarkeit von Online-Datenbanken, der OPACs34
und der Google-Angebote, wird die Aufstellungssystematik im Sinne Schrettin-
gers aber immer unwichtiger.
In Öffentlichen Bibliotheken gibt es im Prinzip keine notwendige Spezialisierung,
wie wir sie bei Spezialbibliotheken kennen, das bedeutet, dass ihre Aufstellung
duchaus einheitlich sein kann und wohl auch sein sollte. Ob das nun die BK, ASB,
DDC, KAB, LCC, RVK oder sonst irgend ein System von Interessenkreisen sein soll-
te, ist eher zweitrangig. Für die DDC spricht hier natürlich wirklich ihre weltweite
Verbreitung, und dass sie weitgehend „up to date“ ist.
DDC als Aufstellungssystematik
Hinsichtlich der Aufstellungssystematik in Bibliotheken sind hier drei Anmer-
kungen wichtig35:
34 Online Public Access Catalogs
35 Umstätter, W. und Wagner Döbler, R.: Einführung in die Katalogkunde.
Hiersemann Verl. Stuttgart (2005)