Themen Erschließung
1018 Bibliotheksdienst 42. Jg. (2008), H. 10
Nach dem großen Zulauf, den die Veranstaltungen zum Wissensmanagement in
Durban hatten, wurden diesmal drei Termine angeboten. Es begann mit einem
Workshop am Freitag, dem 8. August, in der Universität Laval. Dave Pollard, ein
Visionär und freier Berater, leitete eine Gesprächsrunde, in der neueste Entwick-
lungen und Erfahrungen aus der Praxis ausgetauscht wurden. Die weiteren Re-
ferenten stiegen zwanglos in die Diskussion ein, alle Präsentationen waren kurz
und unterbrachen nie den intensiven Austausch der Teilnehmer. Am Ende stand
das Gefühl, viel gelernt zu haben und mit neuer Inspiration in den Arbeitsalltag
zurückzukehren. Dieser Workshop realisierte eine Erkenntnis, die immer wieder
zur Sprache kam: „It‘s not about knowledge management, it‘s all about know-
ledge sharing“ (Es geht nicht um Wissensmanagement, sondern um das Teilen
von Wissen). Für weitere Gedanken von David Pollard hier sein Blog ‚How to save
the world‘.18
Von eher klassischem Format war die zweite Veranstaltung während der Konfe-
renzwoche: „Knowledge Management: Towards Understanding in the Multi-Cul-
tural World“ (Wissensmanagement: Für Verständigung in der multikulturellen
Welt). Die einführende Rede hielt Donna Scheeder (Library of Congress, Law Lib-
rary, USA).19 Sie sprach über Wissensmanagement als entscheidendes Instrument
der internationalen Verständigung. Als Beispiel führte sie ein Netzwerk zum Aus-
tausch juristischen Wissens an, das inzwischen 42 Länder einschließt (GLIN – Glo-
bal Legal Information Network). Das Zentrum dieses Netzwerks ist eine Daten-
bank mit Gesetzestexten und anderen juristischen Informationen, die Bedeutung
von GLIN geht aber weit darüber hinaus: durch die Zusammenarbeit von Experten
aus verschiedenen Kultur- und Sprachräumen entsteht ein gemeinsamer, krea-
tiver Lernprozess.
Die weiteren Referenten diskutierten praktische Erfahrungen mit Wissensma-
nagement in multikulturellen und mehrsprachigen Umgebungen. Allen gemein-
sam war die Erkenntnis, dass zwar Englisch als weltweite Verkehrssprache wichtig
bleibt und dass auch die Grundregeln des bibliothekarischen Arbeitens nicht an
Bedeutung verlieren, dass aber der Erfolg einer Organisation oder Firma mehr
und mehr vom kreativen und gleichberechtigten Umgang mit Inhalten verschie-
dener Sprache und Herkunft abhängt. Nur in einer Umgebung, die Vielfalt ermu-
tigt, kann gemeinsames Lernen und das Teilen von Wissen gelingen.
Die dritte Veranstaltung in einem überfüllten, leider viel zu kleinen Konferenz-
raum brachte eine Reihe von kurzen Präsentationen und eine angeregte Diskus-
sion zum Thema „Social Computing Tools and Knowledge Sharing“ (Instrumente
der kooperativen Computer-Nutzung und das Teilen von Wissen). David Gurteen
(Großbritannien), der sich als ‚unabhängiger Wissensberater‘ vorstellte, gab fas-
18 http://blogs.salon.com/0002007/
19 http://www.ifla.org/IV/ifla74/papers/138-Scheeder-en.pdf