Themen Erwerbung
646 Bibliotheksdienst 41. Jg. (2007), H. 6
Quellen, damit im Internet keine angloamerikanische Hegemonialstellung entste-
he, die auch zu einem falschen, weil einseitigen geschichtsbild führen könne.
Anbieterperspektive: Wenig Lohn für große Mühen ...
Dr. Manfred Antoni4, ehemaliger geschäftsführer von wiley-VcH, deutete aus
Sicht eines großen STM-Verlages an, dass die Aufwände zur Digitalisierung der Li-
teratur und die Aufbereitung großer Datenmengen nicht umsonst zu haben sind.
Insofern wäre es ein großes Entgegenkommen der Verlage, wenn sie sich an Ab-
schlüssen für Nationallizenzen beteiligten, die im Endeffekt bis zu 70% rabattiert
würden. Da eine einmal abgeschlossene Nationallizenz in dem dafür lizenzier-
ten gebiet keinen Markt mehr fände, müssen die Preise dennoch wirtschaftlich
vertretbar bleiben. Herr Antoni führte des weiteren aus, dass die wahrnehmung
dieser Leistung, aber auch die Nutzung dieser hochqualitativen Information noch
sehr zu wünschen übrig ließe, mithin also Perlen vor die sprichwörtlichen Säue
geworfen würden. Er forderte auch die Bibliotheken auf, mehr Aufwand in die
Vermarktung dieser Produkte zu investieren, wobei natürlich auch die Hersteller
gebührend präsentiert werden sollen.
Neue Lizenzierungs- und Finanzierungsmodelle für die überregionale
Bereitstellung elektronischer Ressourcen
Als Mitarbeitende in der „Arbeitsgemeinschaft Nationallizenzen Laufende Zeit-
schriften“ berichtete frau Dr. Schäffler5 von der Bayerischen Staatsbibliothek
über neue finanzierungs- und Lizenzierungsmodelle, mit deren Hilfe die flächen-
deckende Versorgung mit wissenschaftlicher Zeitschriftenliteratur nach den Leit-
linien der Dfg weiter ausgebaut werden soll. Nach dem Kauf der Backfile-Archive
großer Zeitschriftenverlage sollen nun auch die laufenden Jahrgänge in Betracht
gezogen werden. Die Zeitschriftenpakete der großen Anbieter werden davon
wohl zunächst aufgrund der immensen geldvolumina, die benötigt würden, au-
ßen vor bleiben. finanzierbare Pakete könnten, wie bisher, von der Dfg in vol-
ler Höhe übernommen werden. Ein anderes Modell sieht vor, dass die Dfg nur
einen bestimmten Anteil vor- oder mitfinanziert, die restlichen Mittel aber von
den teilnehmenden Bibliotheken aufzubringen sein sollen (sog. Opt-in-Modell).
Die Bibliotheken garantieren den Erhalt der bisherigen Umsätze, d.h. führen ihre
laufenden Abos weiter und entrichten einen bestimmten Betrag, um dann auf das
vollständige Titelangebot des jeweiligen Verlages frei geschaltet zu werden.
4 Der Beitrag von Dr. Antoni wird im Kongressband des Leipziger Bibliothekskongresses
erscheinen. Vgl. auch: http://www.opus-bayern.de/bib-info/volltexte/2007/366/pdf/
AntoniBibliothekskongress2007.pdf
5 Vgl. die Originalpräsentation von Dr. Schäffler auf dem BIB-Server unter:
http://www.opus-bayern.de/bib-info/volltexte/2007/367/pdf/SchaefflerNLZ07.pdf