Informationsvermittlung Themen
Bibliotheksdienst 41. Jg. (2007), H. 4 445
diese Notwendigkeit ist allerdings auch in Lüneburg wie anderen Orts nicht im-
mer gegeben3.
Die Einbindung von Bibliothekaren in das Lehrangebot der General Studies im Ba-
chelor-Studiengang Bildungswissenschaften an der Universität Lüneburg ist vor
diesem Hintergrund eine neue, vielversprechende Option. Erstmals werden die
Studierenden zumindest eines Studienganges bei der Vermittlung von Informa-
tionskompetenz, von Ermitteln, Beschaffen und Bearbeiten von Literatur und
anderen Informationen systematisch ab dem ersten Studienjahr erreicht. Aus
Sicht der Bibliothek ist sie zudem eine Wahrnehmung und institutionalisierte Ein-
bindung der dort vorhandenen Möglichkeiten und Kompetenzen.
1.4 Zur Kompetenzorientierung und Modularisierung des Studiums
Neben den Rahmenbedingungen der Universität bilden aktuelle bildungspoli-
tische Richtungsentscheidungen und Neuorientierungen in der Hochschul-
didaktik den Hintergrund der Integration bildungswissenschaftlich ausgerichteter
Informationskompetenz in das Lehrangebot. Die gemeinsame Herausforderung
von Studiengangsplanung und Hochschuldidaktik besteht derzeit in der Siche-
rung und Entwicklung der Qualität der universitären Lehre. Im Mittelpunkt dies-
bezüglicher Bemühungen steht die Modularisierung und Kompetenzorientierung
der neuen BA-/MA-Studiengänge. Diese Begriffe stehen für einen hochschuldi-
daktischen Paradigmenwechsel. Bisher wurden Fächer studiert, am Ende des Stu-
diums wurde im Examen das erreichte Verständnisniveau abgeprüft. Nun werden
aufeinander aufbauende Module studiert, die jeweils mit einer eigenständigen
Prüfungsleistung abzuschließen sind. Die Prüfungsnote in Verbindung mit den
angerechneten Credit Points testiert zum einen das erreichte Leistungsniveau,
zum anderen bestätigt es aber auch, dass der verlangte Workload (= die in der
Prüfungsordnung vorgeschriebene Arbeitszeitbelastung) erbracht worden ist.
Alle Lehrenden sind somit prinzipiell auch Prüfende.
Die Gestaltung der Hochschullehre in den Modulen ist auf den Erwerb funktio-
naler Kompetenzen bezogen. Das Leitbild der Kompetenz bildet den Kern der
aktuellen bildungs- und wissenschaftspolitischen Reformbestrebungen, die seit
einigen Jahren alle Bildungseinrichtungen von der Kindertagesstätte bis zur Uni-
versität betreffen4. Kompetenzen umfassen sowohl Kenntnisse, Fähigkeiten und
Fertigkeiten als auch Bereitschaften, Haltungen und Einstellungen, über die Stu-
3 Wie es darum bestellt ist, berichtete die Süddeutsche Zeitung am 10. Juli 2001 unter
dem Titel „Ahnungslose Studenten“: zwar werden überwiegend elektronische
Informationsmittel genutzt, aber die Annäherung erfolgt ganz überwiegend
autodidaktisch.
4 Kirchhöfer, Dieter: Informelles Lernen – Legitimation für De-Institutionalisierung?
In: Hoffmann, Dietrich (Hrsg): Ökonomisierung der Wissenschaft : Forschen, Lehren