Themen Digitale Bibliothek
296 Bibliotheksdienst 41. Jg. (2007), H. 3
• Elektronische Zeitschriften haben Print-Zeitschriften in einem dramatischen
Umfang und sehr viel schneller als angenommen ersetzt.
• Die Nutzung von Internetressourcen bewegt sich massiv weg vom Browsing
hin zum Suchen in Metadaten und vor allem in Volltexten.
• Die Leser akzeptieren zunehmend eine Rolle als Konsument und sind dabei
unstetig in der Ressourcennutzung.
Dabei bestehen deutliche Unterschiede zwischen den Fachdisziplinen; manch
eine verfügt bereits heute über hervorragende Informationswerkzeuge, die jewei-
ligen Preprint-Kulturen sind jedoch sehr verschieden und die fachlich zentralen
Medien variieren derzeit noch stark. Die Leserinteressen sollen die versammelten
„Younger Publishers“ repräsentieren und zusammen mit den Autoren Mut zum
Experimentieren aufbringen und ein detektivisches Gespür dafür entwickeln, mit
ihrer Arbeit und ihren Produkten ein wissenschaftsadäquates Angebot zu ent-
wickeln.
Geoffrey Binder (Consultant der Scholarly Information Strategies) wandte sich
den zentralen Playern des Marktes wissenschaftlicher Publikationen zu: Dies sind
heute nicht mehr Elsevier und Co., die großen Suchmaschinen sind längst zu be-
stimmenden Faktoren geworden. Zudem ist der überragende Erfolg von iTunes
vielleicht ein nachahmenswertes Modell – die Frage ist nur: Wo bleibt der iPod
für den Leser? Nehmen wir den Leser in den Blick: Dieser findet etwas im Netz
– und steht nun vor der Qual der Wahl, welche Version von welchem Anbieter darf
es sein? Das Motto der Leser ist nach Binder ein „Don’t make me think!“ Unkom-
fortabel ist zudem die Ordnung von Dokumenten nach Verlegern: Die Frankfur-
ter Buchmesse ist ein solcher Fall – man findet nichts! Alternativen bieten „Web
2.0“-Anwendungen, die eben eine unterstützende Informationsarchitektur mit-
bringen wie etwa Wikis, Social Bookmarking Tools und Weblogs (delicious, Con-
notea, CiteULike, Bloglines etc.). Google rankt bekanntlich Seiten höher, auf die
zahlreiche (authoritative) Links bestehen. Die Wirkung auf Verlagswebseiten ist
enorm. Analog spielt die virtuelle Vernetzung der Wissenschaftler untereinander
eine Rolle: Welche Personen sind mein Netzwerk, was schreibt Person X in ihrem
Blog, wie entwickelt sich die Bibliografie von Dr. Y? Welche Ressourcen werden
durch meine Kollegen als Z kategorisiert? Hier stehen letztlich einige Spezialisten
im Fokus, denen man Vertrauen schenken kann. Auch die Informationsressour-
cen wandeln sich, der Unterschied zwischen Artikeln und Buchkapiteln verwischt
zunehmend, diese Einheiten müssen außerdem nicht statisch sein – heute haben
wir es im Grunde noch mit „digitalen Inkunabeln“ zu tun. Nicht nur das Publikum
wächst, auch die aktive Nutzung von Kommunikationsstrukturen. Insgesamt gilt
es zu verstehen, wie Wissenschaftler arbeiten und zugleich den Lesern zuzuhö-
ren. Damit diese Werkzeuge auch für einen nachhaltigen wissenschaftlichen
Gebrauch taugen, sind ergänzende Qualitätsmechanismen nötig – dann sind sie