Bibliotheken Themen
Bibliotheksdienst 40. Jg. (2006), H. 7 815
Was publizieren Universitätsverlage?
Alle Universitätsverlage konzentrieren sich derzeit auf Publikationen, die an ihrer
eigenen Universität entstanden sind. Hochschulschriften ist immanent, dass sie
qualitätsgeprüft sind. Das gilt selbstverständlich für Qualifikationsarbeiten, aber
auch für andere von Herausgebern verantwortete Schriften. Die Verbreitung sol-
cher Publikationen dient dann der weiteren wissenschaftsinternen, überörtlichen
Qualitätsprüfung.
Allgemein ist der Trend festzustellen, dass zunächst bei vielen Hochschullehrern
Skepsis gegenüber einem eigenen Hochschulverlag bestand, diese aber im Zuge
erfolgreicher und guter Publikationen schwindet. Der Erfolg zieht weiteren Erfolg
nach sich, weil die Leistungen sich herumsprechen. Tritt dann noch hinzu, dass die
Hochschulleitung den „grauen“ Publikationsbereich der Hochschule, der unkon-
trollierbare Kosten verursacht, beenden will, wird der eigene Universitätsverlag
zum „Selbstläufer“.
• Bei den meisten Universitätsverlagen stand zunächst die Veröffentlichung
von Dissertationen, die an der eigenen Universität entstanden waren, im Mit-
telpunkt des Verlagsgeschäftes. Ohne hier eine genaue Statistik vorlegen zu
wollen, dürfte der Anteil der Dissertationen weiterhin hoch sein.
• In den letzten Jahren gehen aber auch die Universitätsverlage dazu über
Schriftenreihen herauszugeben, die von Herausgebergremien verantwortet
werden. Darin spielen Dissertationen selbstverständlich eine wichtige Rolle,
aber auch andere Publikationen (z.B. Diskussionspapiere, Projektberichte).
• Einige Verlage bieten inzwischen ihren Hochschulangehörigen an, Tagungs-
bände zu veröffentlichen. Dieses, u.a. hinsichtlich der Terminierungen,
schwierige geschäft der Herausgabe von Proceedingbänden, wird von den
Organisatoren von Tagungen gerne angenommen.
• Das Interesse an Festschriften ist in den Hochschulen weiterhin sehr verbrei-
tet. Einige Universitätsverlage bieten daher inzwischen erfolgreich auch die
Veröffentlichung von Festschriften zu wissenschaftsfreundlichen Preisen an.
• Erste Erfahrungen mit Open-Access-Zeitschriften werden inzwischen auch
gesammelt. Hamburg University Press und die Freie Universität bringen seit
geraumer Zeit gemeinsam das „Forum qualitative Sozialforschung“ heraus;
Kassel University Press gmbH publiziert seit einigen Jahren zwei Zeitschriften,
die gedruckt und online erscheinen und von Herausgebern aus der eigenen
Hochschule verantwortet werden. In diesen Tagen kommt eine reine Online-
zeitschrift mit internationalen Herausgebern hinzu.
• Auffallende Zurückhaltung bei den Hochschullehrern besteht derzeit bei der
Veröffentlichung von Lehrbüchern in den eigenen Universitätsverlagen. Aller-
dings besteht immer mehr Interesse daran, Lehrmaterialien, die zu sehr gerin-
gen Kosten verlegt werden können, im Universitätsverlag veröffentlichen zu
wollen.