Themen Informationsvermittlung
606 Bibliotheksdienst 40. Jg. (2006), H. 5
Qualitätssicherung in der digitalen Auskunft
Rita Albrecht
Die Benutzung von Bibliotheken ist heute nicht mehr daran gebunden, das jewei-
lige Gebäude aufzusuchen. Bereits seit einigen Jahren werden Bibliotheksdienst-
leistungen über das Internet angeboten, und diese Services werden immer weiter
ausgebaut: war es anfangs nur möglich, Bibliotheks-OPACs weltweit einzusehen,
sind Online-Bestellungen, Online-Vormerkungen, Online-Fernleihbestellungen
oder auch Verlängerungen der Leihfristen heute gang und gäbe. Neben solchen
Benutzungsdiensten umfassen die Internet-Services von Bibliotheken inzwischen
aber auch den direkten Zugriff auf große Mengen an lizenzierten Online-Publika-
tionen, die die Bibliotheksbenutzer1 theoretisch von jedem PC weltweit aus nut-
zen können.
Die Bibliotheksbenutzung „im virtuellen Raum“ ist zwar äußerst komfortabel,
wirft aber auch Probleme auf: Die Benutzer werden allein gelassen, eine qualifi-
zierte Auskunft und Beratung wie mit einer Auskunftstheke im Bibliotheksgebäu-
de steht nicht zur Verfügung. Diese Tatsache hat vermutlich auch zum Siegeszug
von Google2 beigetragen; die Suchmaschine wird heutzutage fast schon universell
für Auskunfts- und Recherchezwecke eingesetzt, ohne dass sich die Anwender im
Klaren darüber sind, was Google leisten kann und was nicht3.
1 Zur besseren Lesbarkeit wird für Personen und Personengruppen nur die männliche
Namensform benutzt.
2 http://www.google.de
3 Die Bertelsmann-Stiftung hat 2003 in einer Studie die Nutzung von Suchmaschinen
untersucht. Zu den Kernergebnissen der Studie gehören:
• Der Einsatz von Suchmaschinen gehört für die weitaus meisten Internet-Nutzer
zum Internet-Alltag – nicht nur am Arbeitsplatz, sondern auch im Privatleben.
Suchmaschinennutzer verwenden in der Regel nur eine oder maximal zwei
Suchmaschinen.
• Die Nutzungskompetenz der Suchmaschinennutzer ist insgesamt als gering
einzuschätzen.
• Suchmaschinennutzer suchen meist intuitiv. Sie setzen nur relativ wenige
kognitive Ressourcen ein und probieren oft aus. Von den mächtigen Möglichkeiten
der meisten Suchmaschinen verwenden sie nur einen Bruchteil; stattdessen
beschränken sie sich auf einfache Suchanfragen in der Hoffnung, in der Trefferliste
etwas Passendes zu finden.
Zitiert nach: Machill, Marcel ; Welp, Carsten (Hrsg.): Wegweiser im Netz : Qualität
und Nutzung von Suchmaschinen. Gütersloh : Bertelsmann-Stiftung, 2003. –
ISBN 3-89204-714-6