AUS DER BID
Viele Öffentliche Bibliotheken sind in den Kommunen zu Kulturzentren gewor-
den, oft die einzigen in der Region. Das Füllhorn der Möglichkeiten für Veran-
staltungen ist riesig und wächst, die Etats dafür sind klein und schrumpfen.
Bibliotheken haben sich bisher als Einwerber von Sponsor-Mitteln bewährt.
Doch auch hier sind extreme regionale Unterschiede zu beobachten.
3. Welche Auswirkungen, Anforderungen und Kosten erwachsen aus
dem Prozess der Digitalisierung (bzw. der Redigitalisierung vorhandener
Bestände) für die Bibliotheken und deren Nutzer?
Die Digitalisierung umfangreicher Bibliotheksbestände, wie sie vor allem die
großen Bibliotheken in Deutschland, aber auch zahlreiche Spezialbibliotheken,
seit einigen Jahren vorantreiben, hat erhebliche Auswirkungen für die kulturel-
le Bildung generell und für die geistes- und kulturwissenschaftliche Forschung
im Besonderen.
Digitalisierung heißt dauerhafte Abspeicherung von sonst nur schwer zugäng-
lichen, nicht selten von Papierzerfall bedrohten Quellen und Zeugnissen der
kulturellen und literarischen Überlieferung, einschließlich bedeutender anderer
Materialien wie Karten, Atlanten, Abbildungswerken.
Die dauerhafte Bestandserhaltung ist also ein wesentliches Motiv. Die Ereig-
nisse von Weimar zeigen, dass dieses Motiv vor allen anderen steht und als
Begründung für Digitalisierung unikaler Bestände ausreichend wäre.
Hinzu kommt die erhebliche Verbreitungsmöglichkeit digitalisierter Biblio-
theksbestände auf Datenträgern oder über Datennetze, zumal Urheberrechts-
fragen bei Altbeständen häufig kein Hemmnis dafür darstellen. Der Anforde-
rung ,,just in time", wie sie die moderne Wissenschaft heute stellt, kommen
digitalisierte Bestände damit in besonderer Weise entgegen.
Die Bibliotheken benötigen für die Digitalisierung eine hochwertige technische
Ausstattung, insbesondere jeweils geeignete Scannersysteme, aber auch eine
leistungsfähige Serverarchitektur, um speicherplatzintensive Digitalisate ab-
speichern und für die Nutzung zur Verfügung stellen zu können. Fachpersonal
ist dafür unabdingbar.
Da die Digitalisierung zentraler Quellen sinnvollerweise auf nationaler Ebene
und nach einheitlichen Standards durchgeführt werden sollte, sind die ent-
sprechenden Bibliotheken mit national bedeutsamen oder unikalen Altbestän-
den mit höheren Finanzmitteln für diesen Zweck auszustatten. Die Digitalisie-
rungszentren sind weiter auszubauen, und es müssen Mittel bereitgestellt
werden, um digitalisierte Bestände international über zentrale Nachweissys-
teme zugänglich zu machen.
450 BIBLIOTHEKSDIENST 39. Jg. (2005), H. 4