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laufende Zeitschriften, daneben umfangreiche Manuskripte und ikonographi-
sche Dokumente. Die Multimediaabteilung enthält über 30.000 Kassetten,
Tonbänder, Aufnahmen etc., ist allerdings momentan nur beschränkt nutzbar.
Die üblichen reprographischen Dienste werden über eine eigene Abteilung
angeboten, auch eine eigene Restaurationsabteilung befindet sich im Haus.
Der Altbestand ist in einem eigenen gedruckten Katalog Catálogo de Obras
Raras mit ca. 4.600 Titeln, der seit 1969 erscheint, (Supplementband 1980 mit
weiteren 1.200 Titeln) selektiv erschlossen. Es gibt eine Zeitschrift der Biblio-
thek die Revista da Biblioteca Mário de Andrade, früher Boletim Bibliográfico,
die seit den 1940er Jahren erscheint. Wie viele andere Bibliotheken wird
durch eine eigene Abteilung für Kulturprogramme (Seção de Extensão Cultu-
ral) ein eigenes Programm von Vorträgen, Konzerten und Lesungen veranstal-
tet, einige davon sogar elektronisch übertragen. Das ,,Colégio de São Paulo"
genannte Programm zu verschiedensten literarischen, aber auch soziokul-
turellen und wirtschaftlichen Problemfeldern zieht mehr als 10.000 Besucher
in fast zweihundert Veranstaltungen jährlich an.
Problematisch zu sehen ist der angesichts der Bedeutung der Sammlung ver-
schwindend geringe Ankaufetat und die fehlenden Mittel für den Be-
standserhalt. Brasilianische Bücher werden meist in Broschur verlegt und sind
nach oftmaliger Nutzung deshalb schnell reparaturbedürftig. Derartige Projek-
te können, angesichts der Abhängigkeit von dem Kulturetat der Stadt nur mit
Hilfe finanzieller Sponsoren, wie auch ein Digitalisierungsprojekt zu älteren
Büchern über São Paulo und zur Stadtgeschichte, in sehr beschränktem Ma-
ße verwirklicht werden.
Das Centro cultural São Paulo16
Der selbstbewussten Einschätzung von São Paulo und seiner Bewohner im-
mer in Konkurrenz zu dem touristisch innerbrasilianisch und im Ausland stär-
ker wahrgenommenen Rio de Janeiro entspricht die Schaffung eines kulturel-
len Zentrums nach dem Vorbild des Centre Pompidou in Paris.17 Die auf die
Pariser Konzeption zurückgehende Ausrichtung auf Kulturveranstaltungen in
dem integrierten Theater, Kino, Veranstaltungssälen und Ausstellungsräumen
führte natürlich zu der Idee, auch eine Bibliothek zu integrieren. Dieses Kon-
zept war bekanntlich in Paris sehr erfolgreich, die Bibliothèque publique
18
d'information ist nach Besucherzahlen die meist besuchte Bibliothek in
16 http://www.centrocultural.sp.gov.br/ Centro cultural São Paulo, Rua Vergueiro,
1.000, Paraíso, S.P.
17 http://www.cnac-gp.fr/Pompidou/Accueil.nsf/tunnel?OpenForm
18 http://www.bpi.fr/
1420 BIBLIOTHEKSDIENST 39. Jg. (2005), H. 11