NOTIZEN
RFID Library Systems: Die Bibliothek der Zukunft
Automatisierung und Selbstbedienung gehören in einer modernen Bibliothek
mittlerweile zum Standard. Dass aber Ausleihe und Rückgabe nun fünfmal
schneller als üblich abgewickelt werden können, ist besonders in städtischen
Büchereien mit zunehmendem Publikumsverkehr eine willkommene techni-
sche Innovation. Wenn der Benutzer ganze Bücherstapel auf einmal lediglich
vor sich auf eine Ablage legt und ein Terminal ohne menschliches Zutun in
sekundenschnelle alle Medien von selbst als ausgeliehen oder zurückge-
bracht verbucht, so steckt eine fortschrittliche Bibliothekstechnik dahinter, die
das Schweizer Unternehmen BIBLIOTHECA RFID Library Systems AG in Ko-
operation mit Infineon Technologies entwickelt hat.
,,Das grenzt an Zauberei!", gibt Christine Brunner, stellvertretende Direktorin der
Stadtbücherei Stuttgart, die verblüfften Reaktionen der Bibliotheksbesucher wi-
der. Seit August 2003 läuft das BiblioChipTM RFID Library System dort erfolg-
reich. Gemeinsam mit der ekz.bibliotheksservice GmbH, Vertriebspartner der
BIBLIOTHECA für den gesamten deutschen Sprachraum, wurde die Logistik für
die Einführung der RFID Technologie erarbeitet. Das Stuttgarter Haus ist die ers-
te Großstadtbibliothek in Deutschland und nach Wien die zweite in Europa, die
diese kundenfreundliche und moderne Technologie einsetzt.
Das Geheimnis dieser Technologie lautet: Radio Frequency Identifikation, eine
Methode zur drahtlosen Datenübertragung. Medien werden mit einem so ge-
nannten intelligenten Etikett ausgestattet, das den herkömmlichen Barcode
ablöst. Dieses Etikett nicht größer als eine Kreditkarte beinhaltet eine An-
tenne und einen Chip, auf dem medienrelevante Informationen gespeichert
sind. Ein Lesegerät aktiviert schließlich per Funk den Datentransfer zwischen
Buch und Bibliotheksdatenbank.
Aktuelle Erfahrungswerte aus den USA illustrieren, dass mit dem BiblioChipTM
System im Vergleich zum herkömmlichen Barcode-Verfahren bei der Ausleihe
bzw. der Rückgabe etwa 85% Arbeitszeit eingespart werden können. Das
BiblioChipTM System ist speziell auf die Bedürfnisse der Bibliothekare an ihren
Arbeitsplatz zugeschnitten und erfüllt zugleich die Erwartungen des Benutzers
an eine Bibliothek des 21. Jahrhunderts. Dabei lohnt sich RFID nicht nur für
Büchereien mit sechsstelligem Medienbestand. Auch Institutionen wie die
Stadtbibliothek in Bad Homburg (55.000 Medien) und in Kronberg (17.750
Medien) oder sogar Schulbibliotheken in der Schweiz sind begeistert von der
Verlässlichkeit, Bedienungsfreundlichkeit und Kennzeichnungsflexibilität von
Büchern wie aller AV-Medien.
Der modulare Aufbau des Systems aus einfachen Einheiten und die Tatsa-
che, dass kein eigener Server benötigt wird, sondern das BiblioChipTM System
einfach an das vorhandene Netzwerk angeschlossen werden kann, ermögli-
980 BIBLIOTHEKSDIENST 38. Jg. (2004), H. 7/8