THEMEN Ausland
ter B. Pearson erfolgte 1967 im Rahmen der Feiern zum 100. Jahrestag der
kanadischen Verfassung.
Für das erste Jahr ihres Bestehens hatte das Parlament der NLC gerade ein
Dutzend Stellen bewilligt, ein Jahrzehnt später war ihre Zahl auf knapp 60 an-
gestiegen, und bei Bezug des Neubaus standen fast 200 Mitarbeiter in ihren
Diensten. Neben der Publikation der monatlich erscheinenden Nationalbiblio-
graphie sah die NLC die Erstellung eines nationalen Gesamtkatalogs aller Mo-
nographien als vordringliche Aufgabe an. Als ersten Schritt dazu kopierte man
die Bibliothekskataloge der großen öffentlichen, Universitäts- und Provinzbib-
liotheken im Lande und brachte die Eintragungen auf Katalogkarten im inter-
nationale Format. Zugleich veranlasste man die am Projekt teilnehmenden
Bibliotheken, Titelkopien ihrer Neuzugänge an die NLC abzuliefern. Anfang
der 60er Jahre waren bereits die bedeutendsten Sammlungen erfasst und
knapp 5 Millionen Titelkarten produziert. 1968 enthielt der Union Catalogue
mehr als 10 Millionen Karten. Ab 1976 erfolgte die Unstellung auf Datenträger
(DOBIS-System). Im vergangenen Jahrzehnt ist dann AMICUS, eine
relationale Datenbank mit Client-Server-Software, als OPAC eingerichtet
worden.
Dank der im Bibliotheksgesetz von 1952 verankerten Pflichtexemplarregelung,
die jedem kanadischen Verleger die Ablieferung von zwei Exemplaren seiner
Publikationen auferlegt, wuchs die Literatursammlung der NLC rapide an. Für
die von Anbeginn zweisprachig (Englisch/Französisch) abgefasste ,,Canadia-
na" waren 1950 gerade 4.500 Titelaufnahmen zu erfassen, 25 Jahre später
hatte sich deren Zahl auf jährlich rund 26.000 vermehrt. Die Regelungen des
Pflichtexemplargesetzes wurden vom Parlament sukzessive auf andere Me-
dien ausgedehnt: seit 1969 sind Schallplatten, seit 1988 Mikrofilme und seit
1992 Videos ablieferungspflichtig. Mit der National Science Library, die vom
National Research Council of Canada (NRC) unterhalten wird, kam 1959 ein
Abkommen zustande, nach dem die NLC ihre Sammeltätigkeit auf die Berei-
che Geistes- und Sozialwissenschaften konzentriert. Die National Science Lib-
rary, seit 1974 Canada Institute of Scientific and Technical Information (CISTI)
genannt, ist somit faktisch die zweite Nationalbibliothek im Lande.
Mit Bezug des neuen Gebäudes war die provisorische Phase abgeschlossen,
und die NLC richtete ihre Blicke auf eine engere Zusammenarbeit mit den
führenden Bibliotheken des Auslands. Bei der Entscheidung für eine Klassifi-
kation hatte man für die der Library of Congress optiert und 1967 auch das
Katalogwerk ,,Anglo-American Cataloging Rules" übernommen. Mit der Novel-
lierung des National Library Act im Jahre 1969 erhielt die NLC größere Koor-
dinierungsbefugnisse über die staatlichen Bibliotheken im Lande. In Abstim-
mung mit den Parlamentsbibliotheken der kanadischen Bundesstaaten ent-
schied man sich 1973 für die Übernahme des MARC-Formats, das auch für
166 BIBLIOTHEKSDIENST 38. Jg. (2004), H. 2