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THEMEN
(2) Das Titelmaterial des historischen deutschen Sprachraums insgesamt
muss einbezogen werden (Prof. Garber).
(3) Ephemeres und unkonventionelles, zeit-, ort- und anlassgebundenes
Schrifttum spielt im 18. Jahrhundert eine zunehmend große Rolle. Es ist in
den Messkatalogen überhaupt nicht erwähnt und wurde oft nur in kleiner
Auflage publiziert (z.B. Theatertexte – „zu haben beim Logenmeister“, im
Selbstverlag herausgegebene Werke). Die Zahl der Qualifikationsschriften
(Schulschriften, prüfungsrelevante Academica) und Akademieschriften
nimmt zu. Viele dieser Dokumente können nur noch in Privatsammlungen,
Gelehrtennachlässen oder Archiven erhalten sein. Eine starke lokale
Streuung ist gerade für dieses Schrifttum anzunehmen.
(4) Sammelbände kommen im 18. Jahrhundert besonders häufig vor. Diese
sind in Bibliotheken zumeist unzureichend, etwa nur für den ersten enthaltenen Band erschlossen.
(5) Wie kein anderes Jahrhundert ist das 18. Jahrhundert geprägt von Raubdrucken, Nachdrucken, Doppeldrucken. Man denke nur an die Aktivitäten
der typographischen Gesellschaften oder das josephinische Kleinschrifttum in Österreich. Die Hauptzeit dieser Aktivitäten liegt in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Diese Formen sind in den Messkatalogen überhaupt nicht enthalten, gehören aber unbedingt zu einer Buchdruckgeschichte des 18. Jahrhunderts. Die Anzahl der Drucke und ihre Typologie
ist für das 18. Jahrhundert charakterisierend, da die Aufklärungsideologie
in hohem Maße über Nachdrucke verbreitet wurde.
(6) In einem VD 18 könnten auch Drucke erfasst werden, von denen in den
Messkatalogen Nachweise existieren, die sich aber in den Beständen der
Bibliotheken nicht erhalten haben. Es ist jedoch nicht sicher, ob diese je
erschienen sind.
(7) Für wünschenswert erachtet wurde auch der Nachweis von Musica practica, ein Bereich wo die Rezeption über den Kanon weit hinausreicht.
Mengengerüst und Perspektive für ein VD 18
Schätzungen zu einem Mengengerüst eines künftigen VD 18 bewegen sich
zwischen 500.000 und (als belastbare Zahl) 600.000 Drucken, wobei einzurechnen ist, dass das Kleinschrifttum im 18. Jahrhundert zugenommen hat.
Die Zahl 750.000 könnte auch erreicht werden. Ein VD 18 ist somit ein ungleich umfangreicheres bibliographisches Unternehmen als das VD 17, wo
man von einer geschätzten Gesamtzahl von 265.000 Titeln ausging, die aber
inzwischen nach oben hin zu korrigieren ist, wenn die Annahme stimmt, dass
20 % der Drucke des 17. Jahrhunderts nur in Bibliotheken jenseits von
Oder/Neiße erhalten ist.
BIBLIOTHEKSDIENST 38. Jg. (2004), H. 12
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