THEMEN Bibliotheken
dards und möglichst in einrichtungsübergreifender, regionaler und
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überregionaler Vernetzung erfolgen .
Wegweisend dafür ist vermutlich folgendes Beispiel: In einer Projektkoopera-
tion von Max-Planck-Gesellschaft und FIZ Karlsruhe wird der Aufbau der Pi-
lotanwendung eSciDoc mit Mitteln des BMBF in Höhe von 6,1 Mio. Euro ge-
fördert. Mit dem Vorhaben soll eine integrierte Informations-, Kommunikati-
ons- und Open-Access-Publikationsplattform für netzbasiertes wissenschaft-
liches Arbeiten aufgebaut werden, die den permanenten Austausch und die
Dokumentation sowie die unmittelbare Publikation von Primär- und Sekun-
därdaten bereits in frühen Projektphasen ermöglicht. Das FIZ Karlsruhe wird
dabei die Verantwortung für Entwicklungs- und IT-Dienstleistungen und damit
den Betrieb zentraler Dienste übernehmen. Das Gesamtsystem soll auch an-
deren Wissenschaftsorganisationen zur Nachnutzung angeboten werden6.
Im Kontext der disziplinären und institutionellen Repositorien sollten sich Bib-
liotheken mit ihren Kernkompetenzen einbringen; dies sind Erschließung und
Recherchierbarkeit von Dokumenten. Bei der Erschließung wird es weniger
darum gehen, Dokumente konkret zu erfassen, als vielmehr um Entwicklung
und Pflege interoperabler Metadatenmodelle und -standards als Grundlage
für die Dokumentenerschließung, die dann entweder automatisiert erfolgt oder
sich zu einer Aufgabe der Autoren entwickelt. Auf dieser Grundlage muss die
Dokumentenrecherche durch effiziente Navigationswerkzeuge und Suchma-
schinen ermöglicht werden, um Auffindbarkeit und Zugänglichkeit bis hin zur
Volltextebene sicherzustellen; beide Kernkompetenzen gehören auch in den
Bereich der Langzeitarchivierung. Im Kontext von E-Science und GRID neh-
men diese Kernkompetenzen an Bedeutung noch zu und müssen dort einge-
bracht werden, was bisher nur ansatzweise geschieht.
In Anbetracht dessen ist im Hinblick auf eine Neustrukturierung der Publikati-
onspraxis und der damit einhergehenden Neuorientierung der Informations-
versorgung die Weiterentwicklung bibliothekarischer Kernkompetenzen dring-
lich und unverzichtbar, die dann in die jeweiligen Kooperationskontexte effi-
zient einzubringen und zu verankern sind: Handlungsbedarf besteht und be-
deutet Veränderung, die allerdings auch ihren Preis hat, um erfolgreich zu
sein.
5 vgl. dazu auch die Empfehlungen der DINI-Arbeitsgruppen ,,Elektronisches Publizie-
ren" und ,,Open Archives Initiative in Deutschland" unter http://www.dini.de
6 s. die entsprechende Pressemitteilung im Bibliotheksdienst 38 (2004), Heft 10,
S. 13221323 und unter: http://www.zim.mpg.de/Public/news.htm
1422 BIBLIOTHEKSDIENST 38. Jg. (2004), H. 11