THEMEN Erwerbung
wurden fünf mal so häufig genutzt wie die des Vorjahrgangs. Dies unterstützt
die bereits anhand anderer Untersuchungen aufgestellte These, dass bei me-
dizinischen Printzeitschriften das Interesse an älteren Jahrgängen stark nach-
lässt. Außerdem wird beim Nutzungsverhalten das ,,Browsen" eindeutig dem
gezielten Lesen/Kopieren vorgezogen. In der Beobachtungsperiode wurden
von den 520 beklebten Zeitschriften 156 überhaupt nicht genutzt.
Die geringe Korrelation von 0,166 zwischen elektronischer Nutzung und der
Nutzung der gedruckten Zeitschriften, bezogen auf die 170 in 2001 sowohl
elektronisch als auch gedruckt verfügbaren Zeitschriften, ist ungewöhnlich.
Dies lässt u. a. folgende Interpretation zu: Die schnellere Verfügbarkeit der
Zeitschriften und auch die Unabhängigkeit von den Öffnungszeiten der dezen-
tralen Bibliotheken erhöht die Akzeptanz und die Nutzung des elektronischen
Mediums gegenüber dem gedruckten, so dass eine hohe elektronische Nut-
zung mit einer niedrigen Nutzung der gedruckten Ausgabe einhergehen kann.
Eine singuläre Betrachtung der konventionellen Nutzung würde zu Fehlern in
der Gewichtung der tatsächlichen Nutzung der Zeitschriften führen, wie das
Beispiel Nature zeigt. Um Fehlbewertungen gegenzusteuern, wurden die
hochgerechneten Zahlen beider Nutzungsanalysen addiert.
Im Rahmen des Projekts war es wichtig, die Erhebung und Aktualisierung der
anderen Variablen zu optimieren, da bei zukünftigen Entscheidungen auf die
Nutzungsanalyse gedruckter Zeitschriften wegen des damit verbundenen
unvertretbar hohen personellen Aufwandes verzichtet werden muss.
6. Preis und Preis/Nutzung
6.1 Grundsätze
Angesichts stagnierender Zeitschriftenetats und steigender Abonnement-
preise ist es sinnvoll, das bestehende Zeitschriftenangebot anhand objektiver
Parameter auf Wirtschaftlichkeit hin zu überprüfen. Der Preis einer Zeitschrift
kann bereits allein ein Auswahlkriterium sein, wenn man ein Preislimit pro
abonniertem Zeitschriftentitel setzt.14 Interessanter ist es jedoch, Relationen
zwischen Preis und Nutzung zu berechnen, d. h. den Preis pro Nutzung zu
bestimmen.
Der Preis-/Nutzungsfaktor stellt den Preis der einzelnen Nutzung dar, indem
der Quotient aus dem Abonnementpreis einer Zeitschrift und der Anzahl der
14 In diesem Modellentwurf werden vereinfacht nur die Abonnementpreise als Kosten
gerechnet, weitere Kosten wie Personal-, Medien-, Sach- und Betriebskosten blei-
ben unberücksichtigt. Dieses Vorgehen führt zu einer Verzerrung zugunsten der
Zeitschriftenabonnements z. B. gegenüber Dokumentlieferdiensten und ist eine nur
vorläufig gerechtfertigte Annäherung an die wirklichen Kosten.
772 BIBLIOTHEKSDIENST 37. Jg. (2003), H. 6