THEMEN Bibliotheken
schaft auf die Bereiche Öffentlichkeit und öffentliche Partizipation verschoben.
Wissenschaft braucht mitunter einen Schutzraum, manchmal auch für experi-
mentelle Phasen und für Entwicklung, und kann nicht unter kurzatmigen Zeit-
takten die Legitimität und die Relevanz ihres Dasein sogleich mit darstellbaren
Resultaten begründen. Die Johannes a Lasco Bibliothek ist öffentlich so gut
positioniert, daß auf der Basis eines breiten öffentlichen Konsenses ihre Legi-
timität nicht in Frage gestellt wird. Die wissenschaftlichen Belange können
daher quasi im Windschatten der sehr auf die Öffentlichkeit bezogenen Pro-
grammteile um so ungestörter entwickelt und verfolgt werden.
4.
Es versteht sich von selbst, dass die zahlreichen Veranstaltungen in der Bib-
liothek sich auch in nicht geringen regelmäßigen Einnahmen niederschlagen.
Nicht selten werden namhafte Spenden gegeben oder es ergeben sich Kon-
taktmöglichkeiten, die zu einem späteren Zeitpunkt eingesetzt werden kön-
nen, wenn es um die Finanzierung besonderer Vorhaben geht. Die Biblio-
theksstiftung war von Anfang an auf Drittmittel angewiesen, und dieses wird
vorläufig bei den über die Primärfunktionen hinausgehenden Aktivitäten auch
weiterhin gelten. So konnten ca. 2/3 der Errichtungskosten, nämlich 10,4 von
15,6 Mio. DM, eingeworben werden. Gleiches gilt für besondere betriebliche
Bereiche. Die Einführung des niederländischen PICA-Systems 1992-1994
wurde gefördert aus INTERREG-I-Mitteln der EU, die über die hiesige Ems-
Dollart-Region vergeben wurden, begleitet von Komplementärmitteln des Lan-
des Niedersachsen (zusammen ca. 400.000 DM). Auch für das soeben abge-
schlossene Internet-Projekt reformed-online konnten wiederum die Zuschüsse
der EU aus dem INTERREG-II-Programm bei weiterer Kofinanzierung des
Landes eingeworben werden. Für das wissenschaftliche Forschungspro-
gramm stellen die Stiftung Niedersachsen und das Land Niedersachsen je-
weils ca. 500.000 DM zur Verfügung, bei ca. DM 600.000 Eigenmitteln der
Bibliotheksstiftung. Und nicht zuletzt für den Erwerb etlicher alter Drucke,
Handschriften, bibliophiler Raritäten und im Einzelfall auch zweier Gemälde
konnten von anderen Stiftungen und privater Seite bereits ca. 800.000 DM
eingeworben werden, eine Erbschaft von DM 250.000 eingeschlossen.
Die durch Vermietung und Dienstleistungen erzielten Einnahmen werden mit
Umsatzsteuer belegt und diese an das zuständige Finanzamt abgeführt. Die
Stiftung betreibt die Bibliothek als einen umsatzsteuerpflichtigen Zweckbetrieb
unter Wahrung der Gemeinnützigkeit. Die Bibliothek wird also verstanden als
eine im weiteren Sinne wirtschaftliche Unternehmung, bei der es gilt, die fi-
nanziellen Voraussetzungen für den Erhalt und Betrieb dieser Einrichtung
langfristig abzusichern. Dazu ist sie von den Stiftern nach der bereits 1993
erfolgten rechtlichen Verselbständigung im Jahr 2000 auch finanziell auf ei-
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