THEMEN Ausland
lis.net. Xipolis wurde von verschiedenen deutschen Großverlagen gestartet,
um ihre Nachschlagewerke elektronisch über das Internet zu verwerten. Wir
lernten ihr Angebot im Sommer des Jahres 2000 kennen, interessierten uns
anfangs vor allem für den Online-Zugang zu Kindlers Literaturlexikon, aber
auch zum Großen Brockhaus, dem Dudenwörterbuch und vielen anderen
wertvollen Werken. Unsere Dachorganisation, der Verband der Forschungs-
bibliotheken (Association of Research Libraries) erklärte sich bereit, uns ge-
genüber den Münchnern körperschaftsrechtlich zu vertreten. Es waren aber
viele rechtliche Probleme zu klären, bis im vergangenen November die Anwäl-
te endlich einig waren und man einen Vertrag unterzeichnete. Seit Mitte März
haben die ersten 12 GRP-Mitgliedsbibliotheken nun freien Zugang zu den xi-
polis-Datenbanken. Pro Recherche wird eine Gebühr von ca. 0,40 einem
Konto abgebucht. Als nächstes konsortiales Projekt dieser Art haben wir ge-
rade begonnen, mit ProQuest Chadwyck-Healey um die elektronische Ausfüh-
rung der Bibliothek deutscher Klassiker zu verhandeln.
Bei dem zweiten Projekt, auf das ich hier kurz eingehen möchte, handelt es
sich um etwas ganz anderes, und zwar um die bessere katalogmäßige Er-
schließung einer wichtigen Mikrofiche-Sammlung aus Deutschland, die in A-
merika vielleicht 40mal vertreten ist. Ich meine die Bibliothek der Deutschen
Literatur des K. G. Saur Verlags. Dieses Werk umfasst bekanntlich ca. 15.000
Erstausgaben wichtiger Werke der deutschen Literatur, zusammengestellt auf
der Grundlage des Taschengoedeke und gefördert durch die Kulturstiftung der
Länder. Es gibt zwar in gedruckter Form ein komplettes Verzeichnis dieser
Werke, aber wer kommt schon von selber darauf, auf den Regalen der Biblio-
thek nach einem Verzeichnis zu suchen, wenn man zum Beispiel ein seltenes
Werk des Sturm und Drang-Dichters Christian Friedrich Daniel Schubart
braucht? Nein, der Student und auch die meisten Professoren wenden sich
zunächst an den OPAC, den online-Katalog, und da sollte der Nachweis auf
Schubart stehen, wenn die Investition in dieses riesige Werk sich auch rentie-
ren sollte. Nun, es ergibt sich, dass Die Deutsche Bibliothek in Frankfurt für
diese gesamte Sammlung Katalogisate erstellt und sie sogar in USMARC kon-
vertiert hat, aber amerikanische Katalogabteilungen übernehmen sie nicht, da
sie zwar technisch problemlos aufladbar sind, mit dem amerikanischen Regel-
werk AACR2 aber nicht konform gehen. Das größte Problem ist, was wir
authority control nennen. Die Kongressbibliothek legt bei uns in der Regel
fest, wie ein Autor oder ein Titel zu erscheinen hat, um nicht mit anderen ähn-
lich wirkenden verwechselt zu werden. Die DDB-Katalogisate entsprechen
nicht der amerikanischen Normdatei, sondern wen überrascht's? der deut-
schen. Wir wollen aber nicht zwei Namenseintragungen für einen einzigen
Verfasser in unseren Katalogen haben, je nachdem, ob ein Titelnachweis in
Amerika oder aber Deutschland erstellt worden ist. Also wird zur Zeit durch
1468 BIBLIOTHEKSDIENST 36. Jg. (2002), H. 11