THEMEN Erschließung
gegen den Umstieg fällt. Ein entsprechendes Votum des Standardisierungs-
ausschusses ist überfällig. Ebenfalls dringend nötig wäre eine Präzisierung,
wie der Grundsatzbeschluss vom 6. Dezember 2001 nun tatsächlich aufzu-
fassen ist. Denn hier gibt es durchaus unterschiedliche Interpretationen. So
wollte Dr. Marion Mallmann-Biehler (BSZ Konstanz) ihn lediglich als allgemei-
ne Richtlinie verstanden wissen, die keineswegs einen Vollumstieg festschrei-
be. War womöglich alles nur ein großes Missverständnis? Der Ausschuss soll-
te möglichst schnell Klarheit schaffen.
Welch enormer Aufwand bei einem Vollumstieg auf die Bibliotheken zukäme,
stellte Ursula Hoffmann dar. Sicherlich der größte Posten dabei wäre die voll-
ständige Umarbeitung der Normdateien. Die große Mehrheit der Direktoren in
Baden-Württemberg ist wie Werner Stephan (UB Stuttgart) ausführte nicht
bereit, den Umstieg unter diesen Bedingungen mitzutragen. Seitens des Süd-
westverbunds hingegen wurde mit der Einsparung von Aufwand argumentiert
Cornelia Katz (BSZ Konstanz) skizzierte das Idealbild einer konverterfreien
Datenbank. Dr. Mallmann-Biehler als Leiterin des Bibliotheksservicezentrums
betonte ebenfalls, wieviel Arbeit für die Entwicklung und Pflege der Konversi-
onsprogramme anfällt. Es stellt sich also die Frage: Wiegt die hier unter Um-
ständen einzusparende Arbeit den bei den Bibliotheken entstehenden Mehr-
aufwand tatsächlich auf? Dies wäre ein wichtiges Thema für die Machbarkeits-
studie, die den avisierten Umstieg insbesondere unter betriebswirtschaftlichen
Aspekten untersuchen soll. Allgemeine Akzeptanz kann wohl nur eine Lösung
finden, die für alle Beteiligten mit erträglichem Aufwand nachvollziehbare Vor-
teile bringt. In diesem Zusammenhang wird häufig auf das Datenformat ver-
wiesen: Wäre ein Wechsel von MAB auf MARC ohne gleichzeitigen Regel-
werkswechsel eine gangbare Alternative? ,,Im Prinzip ja", war die Antwort von
Cornelia Katz, obwohl auch eine solche Umstellung nicht zum Nulltarif zu ha-
ben wäre. Auch für Werner Stephan wäre ein solcher Formatwechsel akzep-
tabel. Es würde daher lohnen, sich (wie schon von Bernhard Eversberg in
Augsburg vorgeschlagen) mit dieser Option intensiv auseinanderzusetzen und
entsprechende Szenarien zu entwickeln.
Eine interessante Ergänzung zum Augsburger Vortrag von Elena Balzardi
(Schweizerische Landesbibliothek) brachte das Referat von Willy Troxler (UB
Sankt Gallen) über die Erfahrungen im Informationsverbund Deutschschweiz
(IDS). Die Entscheidung für die AACR2 war dort primär politisch motiviert in
dieser Hinsicht ist die Situation mit der unseren vergleichbar. Neu und überra-
schend für die meisten Teilnehmer des Kolloquiums war jedoch, wie groß die
Modifikationen der IDS-Variante der AACR2 (KIDS) im Vergleich zum Original
sind. AACR-Datensätze können deswegen in den allermeisten Fällen nicht
ohne Nacharbeit in den IDS-Katalog übernommen werden. Einen Rationalisie-
rungseffekt, wie er von den Umstiegsbefürwortern postuliert wird, gibt es also
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