THEMEN Erschließung
1. Die Unverständlichkeit
Mit dem Willen, benutzerorientiert und produktbezogen zu handeln - wird der
Katalog auf Internetebene dem Benutzer in der Regel mit dem englischspra-
chigen Akronym OPAC präsentiert, das kein normaler Mensch versteht.
2. Die Täuschung
Spätestens seit der Existenz von Online-Katalogen mit Internetoberfläche be-
steht die Möglichkeit, dem Benutzer komfortabel den Zugriff auf die Kataloge
einzuräumen. Nach der Katalogtheorie dienen diese der Wohlfahrt des Benut-
zers, nämlich dass nur die Katalogisierungsregeln gewährleisten, dass die
Objekte seines Informationsbedarfs aufgefunden werden können. Statt des
Suchens im Rahmen dieser Katalogisierungsregeln finden wir jedoch in der
Bezeichnung der Suchfunktionen und Suchfelder bestimmte Gattungsbegriffe,
die dem Benutzer einen umfassenden Zugriff auf die vollständige Information
signalisieren wie z.B. ,,Autor", ,,Autor/ Herausgeber", ,,Personen", ,,Personen-
namen".
Der Benutzer wird somit über den Inhalt der Suchmöglichkeiten und über den
teilweisen Informationsverlust, den die Katalogisierungsregeln hervorrufen,
bewusst getäuscht.
3. Die Selbsttäuschung
Ausgangspunkt der Verbundkatalogisierung eines Werks ist die Suche nach
einer eventuell vorhandenen Titelaufnahme und die korrekte Identifizierung
einer Titelaufnahme, die dieses Werk repräsentiert. Diesem zusätzlichen Ar-
beitsvorgang, der unabhängig von der Datenübernahme anfällt, steht ein ver-
ringerter Aufwand in dem weiteren Katalogisierungsprozess in denjenigen Fäl-
len gegenüber, in denen eine Titelaufnahme schon vorhanden ist. Diese wird
aber in der Regel noch bewertet, d.h. es wird eine rudimentäre Titelaufnahme
zumindest kritischer Elemente vorgenommen. Fällt diese Bewertung positiv
aus, werden die Daten übernommen und eventuell Normdaten eingepflegt.
Wird dieser idealtypische Arbeitsvorgang quantitativ hochgerechnet, so haben
wir das klassische Haufen-Paradoxon vor uns:
,,Wenn fünfzig Körner einen Haufen bilden, dann auch neunundvierzig; wenn
neunundvierzig, dann auch achtundvierzig. Setzen wir dieses Verfahren fort,
so kommen wir zu der Folgerung, dass zwei Körner einen Haufen bilden."
Die Beliebigkeit des Objektumfangs bei dem Haufen-Paradoxon führt dazu,
dass der pro Katalogisierungsvorgang idealtypisch reduzierte Aufwand zu der
generellen Annahme führt, dass Verbundkatalogisierung um ein Vielfaches
günstiger ist als lokale Katalogisierung. Bei Betrachtung des ,,Haufens" erge-
ben sich jedoch je nach Übernahmequote Bereiche von Kostenersparnis und
Mehrausgaben gegenüber lokaler Katalogisierung. Inwieweit selbst bei einer
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