Digitale Bibliothek THEMEN
um rentabel zu sein. Kooperationen zwischen Verlegern und öffentlichen Ein-
richtungen werden neue Wege gehen müssen, um die Entwicklung zu be-
schleunigen, in der Netzquellen eine seriöse Alternative zur Ausleihbibliothek
darstellen. Dabei wird die Finanzierung fast ausschließlich über die öffentliche
Hand erfolgen müssen.
Friedrich Bode, Ministerialrat im Ministerium für Schule, Wissenschaft und
Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen, sprach dann zum Thema ,,Biblio-
thekskrise".
Er stellte klar, dass die von den Bibliotheksverbänden in Deutschland gefor-
derte Erhöhung der Erwerbungsetats für Hochschulbibliotheken wegen stark
gestiegener Zeitschriftenpreise und Währungsschwankungen für ihn keine
Lösung des Problems allein darstellt. Die Krise der Bibliotheken sei nicht nur
eine Etatkrise. Die Veränderungen am Informationsmarkt zwingen die Biblio-
theken, ihre bisherigen Dienstleistungs- und Servicekonzepte grundlegend zu
überprüfen. Dabei wird auch die bisherige organisatorische Einbettung der
Infrastruktur-Einrichtungen (z.B. Rechenzentrum, Medienzentrum, Bibliothek)
in die Hochschulstrukturen in Frage gestellt. Dr. Bode sieht dringenden Bedarf
bei der Neuorientierung der Rahmenbedingungen und Zielsetzung der univer-
sitären Informationsversorgung, dem Ausbau des Angebotes elektronischer
Inhalte, der Optimierung des Informationssystems, der Neuorientierung der
Angebotsstruktur und eben auch der Finanzierung. Das zweischichtige Hoch-
schulbibliothekssystem hält er für nicht mehr akzeptabel. Damit relativierte er
seine eingangs formulierte provokante Aussage, die Bibliotheken bräuchten
nicht mehr Geld, nur müsste das Geld für tiefgreifende Strukturveränderungen
und nicht zur Erhöhung des Erwerbungsetats allgemein genutzt werden. Den-
noch wurde ihm in der anschließenden Diskussion heftig widersprochen.
Kommerzielle Strategien großer Informationsanbieter
Tim Hamer, Managing Director bei ISI, zuständig für Europa, Mittlerer Osten
und Afrika, schilderte die Strategien von ISI. Sie verstehen sich als weltweiter
Informationsservice-Anbieter. Oberstes Gebot bei ISI seien die veränderten
Kundenerwartungen, an die sich ein Unternehmen anpassen müsste. Dies gilt
im übertragenen Sinne natürlich auch für Bibliotheken und ihre Kunden. Höhe-
re Servicequalität wird auch eine stärkere Kundenbindung fördern. ISI bemüht
sich, mit dem ISI Web of Knowledge eine integrierte Plattform anzubieten, mit
der Recherchen in Zeitschriften, Patenten, Büchern und weiteren akademi-
schen Daten durchgeführt werden können.
Derk Haank Chief Executive der Firma Elsevier Science erläuterte das Ziel
seines Unternehmens: Jeder Endnutzer sollte unbegrenzt 24 Stunden täglich
BIBLIOTHEKSDIENST 36. Jg. (2002), H. 5 603