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mal das ehrgeizige Ziel, bis 1995 schon ca. 150.000 qm zusätzliche Nutzflä-
che bereitzustellen, nicht erreicht wurde. Im Jahrfünft 1991/95 wuchs die Nutz-
fläche nur um 87.000 qm. In den folgenden fünf Jahren wurden höhere Fi-
nanzmittel bereitgestellt, so dass von 1996-99 weitere ca. 163.000 qm zur Be-
nutzung verfügbar wurden. Insgesamt nahm die Nutzfläche in den 90er-
Jahren um rund 250.000 qm zu, was einem Zuwachs von knapp 40 % ent-
spricht.
Dieses positive Bild wird allerdings durch die Tatsache relativiert, dass im sel-
ben Jahrzehnt 28 neue Universitäten ihre Tore öffneten, an denen rund 200
Bibliotheksgebäude neu entstanden. Die Zahl der Bibliotheksbauten hat sich
von 1989 bis 1999 also in etwa verdoppelt. Somit wird deutlich, dass die neu-
en Bibliotheksbauten im Durchschnitt erheblich kleiner ausfielen als ihre Vor-
gänger. Lag die durchschnittliche Nutzfläche 1990 bei ca. 3.170 qm pro Biblio-
theksgebäude, so waren die Neubauten der Jahre 1991-99 nur mit einer Nutz-
fläche von im Mittel 1.450 qm ausgestattet.
Ein ähnliches Bild ergibt sich mit Blick auf die Leserplätze. 1989 standen den
rund 722.600 Benutzern, die sich als Leser einer Bibliothek eingeschrieben
hatten, 65.140 Plätze zur Verfügung. Auf etwa 11 Benutzer kam statistisch ein
Platz in der Bibliothek. Die Zahl der Leserplätze nahm im Jahrzehnt 1990/99
zwar um 32.000 zu (+49 %), aber zugleich auch die Zahl der ausgegebenen
Leserausweise. Deren Zahl stieg bis 1999 auf 1.210.000, also um 67 %. So-
mit mussten am Ende des Jahrzehnts statistisch sogar 12 Benutzer um einen
Platz in der UB konkurrieren.
3. Personal
Obwohl in den 80er-Jahren sieben neue Universitäten gegründet wurden,
stellte das französische Erziehungsministerium nicht nur keine neuen Stellen
für Bibliothekspersonal zur Verfügung, es nahm vielmehr noch eine Reduzie-
rung der Personalstellen vor. Deren Zahl sank von 3.349 (1982) auf 3.135
(1990), obgleich die Zahl der Studierenden im selben Zeitraum um mehr als
300.000 zunahm! Nach Veröffentlichung des Rapport Miquel sah man sich in
Bibliothekarskreisen zu Hoffnungen veranlasst, dass auch eine deutliche Ver-
besserung der Personalsituation eintreten würde. Aber dies stellte sich nicht in
dem gewünschten Umfang ein. Die Zahl der Personalstellen erhöhte sich zwar
um 1.229 (+ 39 %), aber dieser Zuwachs blieb deutlich hinter den Forderun-
gen der Bibliotheksverbände zurück. Da im selben Zeitraum 28 neue Universi-
täten mit ihren Bibliotheken den Lehrbetrieb aufgenommen hatten, kamen die
neu geschaffenen Stellen vorrangig den neuen Einrichtungen zugute.
BIBLIOTHEKSDIENST 35. Jg. (2001), H. 10 1271