Erschließung THEMEN
Zwanzig Jahre Retrokonversion an der SUB Göttingen:
Ein Zwischenbericht
Dietmar Buschey, Axel Halle, Reinhard Harms
Die Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek (SUB Göttingen) ist
in der beneidenswerten Lage, dass sie ihre Bestände seit Beginn im Jahre
1734 systematisch aufbauen und über die beiden Weltkriege nahezu unbe-
schadet retten konnte. Sie ist heute eine der führenden Altbestandsbibliothe-
ken in Europa. Dies wird beispielsweise an ihrer Stellung als Nationalbiblio-
thek für das 18. Jahrhundert im Rahmen der Arbeitsgemeinschaft Sammlung
deutscher Drucke deutlich.
Wie in den allermeisten älteren wissenschaftlichen Bibliotheken haben sich im
Verlauf der Bibliotheksgeschichte diverse Formalkataloge entwickelt und Ka-
talogbrüche ereignet. Nachfolgend werden die Anstrengungen dargestellt, die
die SUB Göttingen bislang auf dem Gebiet der Retrokonversion unternommen
hat.
1. Band-Realkatalog
Nach der Einführung der EDV-Katalogisierung in die Datenbank des Nieder-
sächsischen Monographien Nachweises (NMN) um 1976/1977 wurde sehr
bald der Bedarf der Retrokatalogisierung für die SUB Göttingen erkannt. (Zur
Geschichte der Katalogkonversion an der SUB Göttingen und der ULB Halle,
vgl. auch: Steffen/1998). Bereits 1981 beschäftigte sich eine hausinterne Ar-
beitsgruppe mit der Frage, ob und wenn ja, mit welchen Mitteln eine Katalog-
konversion möglich wäre. Im Mittelpunkt der Überlegungen stand dabei die
Frage der Retrokonversion des Systematischen Band-Katalogs (RK). Mit den
zeitbedingt begrenzten technischen Möglichkeiten sollte der rund 800 Bände
umfassende Katalog mit EDV-Unterstützung konvertiert werden. Interessant
ist, dass zunächst lediglich das Ziel erreicht werden sollte, ein Duplikat zu
schaffen; dies vor dem Hintergrund der anstehenden Zweihäusigkeit nach
Realisierung des Bibliotheksneubaus. Dabei war zu bedenken, dass es sich
beim RK um ein einmaliges historisches und wissenschaftshistorisches Do-
kument handelt. Schließlich bildete der Systematische Katalog in Kombination
mit dem Akzessionsjournal und dem Alphabetischen Register den wesent-
lichsten Teil des über lange Zeit vorbildlichen und von anderen Bibliotheken
übernommenen Göttinger Katalogsystems (vgl. z. B. Bötte 1993). Für die Be-
wertung der Retrokonvertierbarkeit muss erwähnt werden, dass es sich um
einen handgeschriebenen Bandkatalog handelt, dessen älteste Einträge und
BIBLIOTHEKSDIENST 35. Jg. (2001), H. 9 1089