Erschließung _____________________________ THEMEN
Das Ausbleiben von Titelmeldungen war aber bei weitem nicht der einzige
Grund dafür, das GKS jetzt auslaufen zu lassen. Mindestens ebenso ent-
scheidend waren zwei weitere Umstände. Das war einmal die deutsche Wie-
dervereinigung, in deren Folge das GKS ungewollt von einem nationalen Ge-
samtverzeichnis zum einem Teilverzeichnis wurde, nämlich zu einem Ver-
zeichnis lediglich für die Bibliotheken der ,,alten" Bundesrepublik. Dabei gab
eè kaum eine Chance, für mehrere zurückliegende Jahrzehnte die Besitz-
nachweise aus den Bibliotheken der neuen Länder zu ermitteln und im GKS
nachzutragen, um auf diese Weise wieder zu einem wirklichen Gesamtver-
zeichnis zu kommen.
Der zweite Umstand ergab sich dadurch, daß die in den regionalen Monogra-
phiensystemen katalogisierten Kongreß-Schriften ab Ende der 80er Jahre re-
gelmäßig auch überregional im Verbundkatalog Maschinenlesbarer Katalogda-
ten (VK) nachweisbar wurden, so daß der bis dahin hauptsächlich vom GKS
geleistete überregionale Nachweis dieses Schrifttums eine Konkurrenz be-
kam; noch dazu eine Konkurrenz, die nun nicht mehr nach dem traditionellen
Prinzip alter Zentralkataloge funktionierte, sondern die mit vollständigen RAK-
Titelaufnahmen in maschinenlesbarer Form operierte.
Die Summe dieser Umstände hat dazu geführt, daß das GKS, zeitbedingt wie
es war, seine Funktion mittlerweile erfüllt hat, und daß eine laufende Fortfüh-
rung nicht mehr angezeigt erscheint. Da dies schon seit einiger Zeit abzuse-
hen war, wurde in der Redaktion außerdem schon vor einigen Jahren be-
schlossen, den sich - auch wegen der leichten Merkbarkeit - anbietenden
Schluß der Berichtszeit des GKS auf Kongresse bis zum (Kongreß-)Jahr 1990
festzulegen.
Die Staatsbibliothek zu Berlin beendet hiermit die Herausgabe eines Katalo-
ges, eines Nachschlagewerkes, das sie über 20 Jahre lang überwiegend aus
eigener Kraft und mit eigenem Personal bearbeitet hat, zur besseren Erschlie-
ßung des weltweit als bibliographisch ,,schwierig" geltenden Materials ,,Kon-
greß-Schriften", insbesondere aber zum Nutzen des überregionalen Leihver-
kehrs. (Im Unterscheid zur ZDB hat hier die Deutsche Forschungsgemein-
schaft nur kurzfristig einmal Hilfestellung gegeben, als es darum ging, Mitte
der 80er Jahre in großem Umfang Signaturen nachzutragen, damit die Online-
Bestellkomponente effizient eingesetzt werden konnte.) Daß das GKS nun
nicht mehr weitergeführt wird, bedeutet, wie schon eingangs gesagt, anderer-
seits ja keineswegs, daß es nicht noch viele Jahre lang erfolgreich für biblio-
graphische und Leihverkehrs-Zwecke eingesetzt werden kann und eine fast
unerschöpfliche Fülle von Informationen über Kongresse und deren Publika-
tionen bietet.
BIBLIOTHEKSDIENST 31. Jg. (1997), H. 10 1987