Technik ______________________________ THEMEN
In der Praxis wurden z. B. mit 250 Gramm 14 Millionen Etiketten gekenn-
zeichnet. Bei einem Preis von 30.000 $ würde die Kennzeichnung eines Eti-
ketts dann etwas unter einem halben Pfennig liegen. Bei höherer Ergiebigkeit,
d. h. höherer Körnung (15 statt 35 Mikron) läßt sich dieser Preis noch unterbie-
ten.
Statt auf ein Etikett kann in angepaßtem Farbton (klare oder farbige Flüssig-
keit) die Kennzeichnung unsichtbar an einer bestimmten Stelle der Lithogra-
phie, des Buches oder des Gemäldes angebracht werden. Alle Medien und
Geräte z. B. einer Bibliothek sind so zu sichern.
Eine Markierung auf den ersten Zentimetern eines Ton- oder Videobandes,
auf dem Label einer CD, dem Geräteschild eines PC oder seinem Zubehör
verschafft eine eindeutige Zuordnung. Ein Microtaggant-Pinseltupfer auf die
Unterschrift unter einem Dokument versichert zusätzlich dessen Echtheit.
Mit dem dezenten Hinweis ,,Microtaggant-versiegelt" kann die Schwelle für
Eigentumsdelikte oder Fälschungen höher angesetzt werden.
Bisher wurde Microtaggant gegen Markenpiraterie vornehmlich in der Textil-
industrie, wo ein einzelner Faden gekennzeichnet sein kann, bei Sportartikel-
herstellem (PUMA), Arzneimitteln und unter anderem auch in der Druckindu-
strie eingesetzt. In der Schweiz müssen alle im- und exportierten Sprengstoffe
per Gesetz mit Microtaggant gekennzeichnet sein. Damit wird eine genaue
Kontrolle der Vertriebswege und Einsatzzwecke, auch nach einer Sprengung
oder Explosion, z. B. Attentat, möglich.
Hochempfindliche CCD-Lesegeräte werden für den Zoll entwickelt, die zwar
ihren Preis haben, doch in höchstens 2 Sekunden erkennen, ob und welcher
Microtaggant-Code sich auf oder in einem Objekt verbirgt. Für den Einzelhan-
del sollen Billiggeräte angeboten werden. Letztere dürften also auch für Uni-
versitäten, Bibliotheken, Museen etc. geeignet sein, um, wenn auch nicht in 2
Sekunden, eine Eigentumsbestätigung der aus alten Büchern herausgeschnit-
tenen Abbildungen, mutwillig vertauschter Videos, gestohlener Antiquaria
oder eben einer Universitäts-Chipkarte abzugeben.
An Universitäten oder größere Bibliotheken als Herausgeber dieser studenti-
schen oder bibliothekarischen Chipkarten stellt sich nun die Frage, ob
und/oder inwieweit sie dieses elektronische Dokument Chipkarte schützen
möchten; mit aufwendigen Verfahren, wie u. a. in ABI-Technik beschrieben,
oder, relativ preiswert mit Microtaggant, in die Laminate der Chipträger oder
den Chip selbst ein- oder aufgebracht.
BIBUOTHEKSDIENST31. Jg. (1997), H. 9 1 9
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